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18. August 2020

Frieda Grafe – drei Texte, eine Laudatio

Sie war die von mir am höchsten verehrte Autorin zu Themen des Films, weil sie quer dachte, während andere lieber geradeaus schrieben. Wenn ich sie als Mitarbeiterin für eine Publikation der Kinemathek gewinnen konnte, war ich als Herausgeber so glücklich wie bei niemandem sonst. Frieda Grafe (1934-2002) hat ein Lebenswerk hinterlassen, das ihr Witwer, Enno Patalas, in einer zwölfbändigen Ausgabe publiziert hat. Drei Texte von ihr sind jetzt in einem kleinen Heft vom Harun Farocki Institut veröffentlicht worden. „Souvenirs, zur Feier des Tages“ war ein Beitrag im Spiegel special zu 100 Jahre Kino (Dezember 1994). Die ersten beiden Sätze lauteten: „Der einzige Film, den mein Vater je sah, war BADENDE VENUS, ein Farbfilm von 1944 mit dem Schwimmstar Esther Williams, lateinamerikanisch rhythmisiert von dem Bandleader Xavier Cugat. Mein erster Badeanzug kam aus einem Carepaket und war aus einem Lurexgewebe, erdbeerfarben, fraise écrasée sagen die Franzosen, die in solchen Dingen genauer sind und besser wissen, was Essen, Stoffe und Farben miteinander zu tun haben.“ „Ursprünge“ war eine Kritik des Films KAMPF UM EIN KIND von Ingemö Engström, die am 19./20. April 1975 in der Süddeutschen Zeitung erschien und nicht in den Grafe-Schriften enthalten ist. „Der bessere Dokumentarfilm, die gefundene Fiktion“ war ein Vortrag, den Frieda Grafe am 24. Mai 1991 im Wiener Stadtkino gehalten hat: eine wunderbare Reflexion über den Essayfilm. Abgedruckt ist auch die Festrede von Harun Farocki auf Frieda Grafe und Enno Patalas, die er im November 2000 in der Hochschule der Künste Berlin zur Verleihung des 01-Award gehalten hat. Alle Texte in Deutsch und Englisch. Mehr zum Heft: souvenirs-urspruenge-gefundene-fiktion/