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30. August 2020

DIE STADT OHNE JUDEN (1924)

Schauplatz: Wien. Inflation und Arbeitslosigkeit sorgen zu Be-ginn der 1920er Jahre für Unzufriedenheit in der Bevöl-kerung. Gefordert wird die Ausweisung der Juden, die an der Lage schuld sein sollen. Der amtierende Bundeskanzler Dr. Schwerdtfeger setzt die Forde-rung um: die Juden müssen die Stadt verlassen. Kurzfristig gibt es einen wirtschaftlichen Auf-schwung, aber die Kultur ver-armt und der Handel geht deutlich zurück. Der Jude Leo Strakosch kehrt mit gefälschten Papieren als Kunstmaler in die Stadt zurück, macht Werbung für die Rückkehr der Juden und setzt den einflussreichen Antisemiten Rat Bernard außer Gefecht. Es gibt eine Mehrheit für die Rückkehr der Juden, Bernard endet in der Irrenanstalt. Der neue Bürgermeister Laberl begrüßt die zurückgekehrten Juden und freut sich auf das friedliche Zusammenleben in der Zukunft. Die Satire aus dem Jahr 1924, inszeniert von Hans Karl Breslauer, basiert auf dem Roman von Hugo Bettauer. Sie hat große Qualitäten, vor allem im Bereich der Darstellung: Johannes Riemann als Strakosch, Eugen Neufeld als Bundeskanzler Dr. Schwerdtfeger, Hans Moser als Rat Bernard. Hervorragend: die Kameraführung von Hugo Eywo. Der Film galt lange als verschollen, 1991 wurde in den Niederlanden eine lückenhafte Nitrokopie entdeckt, 2015 tauchte auf einem Pariser Flohmarkt eine vollständige Kopie auf, die vom Filmarchiv Austria restauriert wurde. Jetzt gibt es bei Absolut Medien die DVD des Films. Mit der hervorragenden Musik von Olga Neuwirth. Das Booklet enthält sehr lesenswerte Texte von Elfriede Jelinek und der Komponistin Neuwirth. Mehr zur DVD: https://absolutmedien.de/film/3018