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26. Mai 2020

Metamorphosen der Madame Butterfly

Eine Habilitationsschrift, die an der Universität Siegen entstanden ist. Hyunseon Lee untersucht darin „Interkulturelle Liebschaf-ten zwischen Literatur, Oper und Film“. Ihr Ausgangspunkt ist die Oper von Giacomo Puccini, deren Premiere in Mailand 1904 ein Fiasko war. Sie wurde vom Kom-ponisten noch einmal überabeitet und zu einem weltweiten Erfolg. Zentrale Frage der Autorin ist, welche medialen Transformatio-nen es in den „Rassen“-Konfigu-rationen „weiß“ vs. „gelb“ in den vergangenen hundert Jahren gegeben hat. Der Film spielt in diesem Zusammenhang eine große Rolle. Zwei Melodramen aus der Stummfilmzeit werden genau analysiert: das Exotische, das Ornamentale und das Performative in HARAKIRI (1919) von Fritz Lang, der musikalische Exotismus und der visuelle Orientalismus in THE TOLL OF THE SEA (1922) von Chester M. Franklin. Dann erfolgt ein Sprung ins Hollywood der 1950er Jahre, zu dem Film SAYONARA von Joshua Logan mit Marlon Brando und Miiko Tara, und nach Frankreich zu dem Film DOMICILE CONJUGAL (1970) von François Truffaut, der die Affaire der Hauptfigur Antoine (Jean-Pierre Léaud) mit der Japanerin Hiroko (Kyoko) thematisiert. Im Kapitel „Monsieur Butterfly“ geht es um den „gelben Mann“ und die „weiße“ Frau. Die drei Filmbeispiele sind HIROSHIMA, MON AMOUR (1959) von Alain Resnais mit Eiji Okada und Emmanuelle Riva, ANNA AND THE KING (1999) von Andy Tennant mit Chow Yun-fat und Jodie Foster, M. BUTTERFLY (1993) von David Cronenberg mit John Lone und Jeremy Irons. Ein eigenes Kapitel ist Literatur und Film zum Thema interkulturelle Geschlechterbeziehungen in Korea gewidmet. Lees Text hat hohes wissenschaftliches Niveau, über 1.000 Quellenverweise sichern ihn ab. Mit 46 Abbildungen in guter Qualität. Mehr zum Buch: Metamorphosen_der_Mme_Butterfly/