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08. Mai 2020

Die Schauspielerin

Roman über eine Mutter-Toch-ter-Beziehung. Die Mutter, Katherine O’Dell, ist Schauspie-lerin. Sie stammt aus Irland, schafft den Sprung nach Holly-wood, aber Anfang der 50er Jahre sinkt ihr Stern, sie kehrt mit einem Baby nach Irland zurück, wird zur Alkoholikerin und stirbt mit 58. Die Tochter, Norah, hat Erfolg als Schriftstel-lerin und blickt zurück auf das Leben ihrer Mutter. Über ihren Vater weiß sie nichts, die Erinnerungen an die Mutter sind ambivalent, es gab Momente der Bewunderung, der Zärtlichkeit, der Wut. Der Roman lässt uns teilhaben an einem Wechselspiel schöner und schrecklicher Situationen. Wie schön es sein kann, auf der Bühne oder vor der Kamera unterschiedliche Rollen zu spielen, die man sich erarbeiten muss und durch deren Darstellung man große Erwartungen erfüllt. Dafür wird man als Schauspielerin gefeiert. Aber wenn der Erfolg ausbleibt, bekommt das die Tochter unmittelbar zu spüren. Sie muss ihre Mutter mehrfach retten. Deren Schuss auf einen selbstherrlichen Filmproduzenten hat die Einlieferung in die Psychiatrie zur Folge. Der Roman von Anne Enright – von Eva Bonné sehr gut übersetzt – erzählt seine Geschichten in der Ich-Form. Norah macht sich Gedanken über die vielen Jahre, die sie mit ihrer Mutter verbunden war. Zu spüren ist eine große Empathie, zu erkennen ist eine genaue Kenntnis des Theater- und Filmmilieus, als Subtext zu spüren ist eine Skepsis gegenüber der männlichen Dominanz in der geschilderten Welt. Mehr zum Buch: Penguin/e567268.rhd