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13. Mai 2020

„Der Mangel“ von Oskar Roehler

Oskar Roehler (*1959) ist Filmemacher und Schriftsteller. Sein neuester Film – über Rainer Werner Fassbinder – wartet auf seine Kinopremiere. Sein neuester Roman ist kürz-lich im Ullstein Verlag erschie-nen. Erzählt werden die Erleb-nisse eines Jungen Mitte der 60er Jahre in der Übergangs-phase von der Mangel- in die Wirtschaftswunderzeit. Der (fiktive) Vater ist als Handels-vertreter für Modelleisenbah-nen unterwegs und nur am Wochenende bei der Familie. Die lebt in der „Hut“, einer kleinen Siedlung oberhalb von einem katholischen Dorf in der bayerischen Provinz, Neubauten, die von den Dorfbewohnern verachtet werden. Der Weg zum Einkaufen und in die Schule ist vor allem im Winter sehr beschwerlich. Roehlers autobiografisch geprägter Text ist über weite Strecken ein Klagelied. Es gibt kein Spielzeug, kein Fernsehen, nur mit Büchern lässt sich der Blick in die Welt öffnen. Die Schule ist langweilig, mit der Lehrerin gibt es ernsthafte Konflikte, aber der Vater eines Freundes, Herr Behrend, schafft Visionen mit Passagen durch die Literatur. Es gibt einen Zeitsprung, bei dem wir den Ich-Erzähler in den 80er Jahren in Westberlin erleben. Roehlers Roman lässt sich gut lesen, wenn man Redundanzen und Übertreibungen in Kauf nimmt. Er hat sprachstilistisch ein hohes Niveau. Nun bin ich gespannt auf seinen Fassbinder-Film, ENFANT TERRIBLE. Mehr zum Buch: 9783843722278.html