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09. April 2020

Woody Allens Autobiographie

Er hat in den vergangenen fünfzig Jahren 48 Filme als Autor, Regis-seur realisiert und oft auch die Hauptrolle gespielt. Viele Filme finde ich herausragend, zum Beispiel ANNIE HALL, MAN-HATTAN oder HANNAH AND HER SISTERS. Seit fast dreißig Jahren ist er mit Missbrauchsvorwürfen konfrontiert, die aber zu keinen rechtlichen Konsequenzen geführt haben. Jetzt hat Woody Allen (*1935) seine Autobiographie publiziert, in der seine Arbeit und sein Privatleben thematisiert werden. Der Titel „Ganz nebenbei“ (OT: „Apropos of Nothing“) ist ein Understatement, das auch den Tonfall seines Textes charakterisiert: Ironie, Selbstkritik, Stolz. Wer sich nur für die Missbrauchsvorwürfe interessiert, muss die Seiten 240 bis 320 lesen. Sie sind präzise formuliert und wirken glaubhaft. Seine Kindheit, Jugend und Ausbildung, seine erste Ehe und der Weg bis zum ersten Film werden ausführlich auf den ersten 160 Seiten erzählt. Vieles klingt, weil im Plauderton erzählt, lustig, manche Situationen haben eine Absurdität, die nicht wirklich komisch ist. Interessant sind die Passagen über die Filmarbeit: über die Zusammenarbeit mit seinen Kameramännern Gordon Willis, Carlo Di Palma, Sven Nykvist und Vilmos Zsigmond, mit seinen Darstellerinnen und Darstellern, über das Casting, über den Umgang mit Schwarzweiß und Farbe, über den Wechsel der Genres. Als Darsteller hat er mit mehren Regisseuren zusammengearbeitet, die er respektvoll würdigt: Herbert Ross, Martin Ritt, Paul Mazursky. Natürlich spielt auch die Musik eine große Rolle, die ihn durch sein ganzes Leben begleitet hat. Regisseure, die er bewunderte, waren Ernst Lubitsch (nur TO BE OR NOT TO BE mochte er nicht) und Charles Chaplin (nur THE GREAT DICTATOR fand er nicht gut). Er liebte das Genre Musical, aber nicht AN AMERICAN IN PARIS. Begründet wird das nicht. Das Buch hat viele Schwächen, aber ich habe es mit Interesse gelesen. Keine Abbildungen. Mehr zum Buch: allen-ganz-nebenbei.html