23. April 2020
Spielplan-Änderung!
Die Theater sind zurzeit ge-schlossen. Eine gute Gelegen-heit ein Buch zu lesen, das Vorschläge zur Erweiterung des Spielplans macht, herausgege-ben von dem Theaterkritiker der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Simon Strauß. Es basiert auf einer Artikelserie im Feuilleton der FAZ im vergan-genen Jahr. Dort hatten sich Persönlichkeiten des kulturellen Lebens und Mitglieder der Redaktion jeweils ein konkretes Stück auf die aktuelle Bühne gewünscht, das weithin in Vergessenheit geraten ist. „30 Stücke, die das Theater braucht“ heißt der Untertitel der Publikation, die jetzt im Tropen Verlag erschienen ist. Jeder Beitrag beginnt mit einer Szene des gewünschten Stücks, gefolgt von einem persönlichen Plädoyer. Die Reihenfolge ist weitgehend chronologisch, beginnend mit „Das berühmte Drama von Fuente Ovejuno“ (1619) von Lope de Vega, entdeckt von Paul Ingendaay, endend mit „Frankie und Johnny“ (1987) von Terrence McNally, gewünscht von Verena Lueken, die von der Verfilmung enttäuscht war. Hier sind einige ausgewählte Beiträge: Andreas Kilb wünscht sich „Leo Armenius“ (um 1650) von Andreas Gryphius, Peter Raue „Herodes und Marianne“ (1849) von Friedrich Hebbel, Hans Magnus Enzensberger „Tarelkins Tod“ von Aleksandr Suchovo-Kobylin, Burghart Klaußner „Ein Monat auf dem Lande“ (1872) von Iwan Turgenjew, Manuela Reichart „Der Stärkere“ (1896) von Dagny Juel, Michael Krüger „Die Unbekannte“ (1913) von Alexander Blok, Johanna Wokalek „Die Wupper“ (1919) von Else Lasker-Schüler, Hanns Zischler „Phoenix“ (1919) von Marina Iwanowa Zwetajewa, Daniel Kehlmann „Die heilige Johanna“ (1923) von George Bernard Shaw, Sasha Marianna Salzmann „Automatenbüffet“ (1932) von Anna Gmeyner, Rose-Maria Gropp „Der starke Stamm“ (1950) von Marieluise Fleißer, Hubert Spiegel „Wie man die Wünsche beim Schwanz packt“ (1944) von Pablo Picasso, Dietmar Dath „Senecas Tod“ (1980) von Peter Hacks. Die Begründungen sind jeweils drei bis fünf Seiten lang, nur Fabian Hinrichs nimmt 16 Seiten für „Sardanapal“ von George Gordon (Lord) Byron in Anspruch. Als „Zugabe“ gibt es einen sehr reflektierten Text von Botho Strauß über „Shakespeare-Fantasien“. Das Buch (260 Seiten) ist ein wunderbares Geschenk für alle, die das Theater lieben und es zurzeit entbehren müssen. Mehr zum Buch: Spielplan-Aenderung!/112167