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16. April 2020

Agatha Christie

„Seit Lucrezia Borgia bin ich die Frau, die am meisten Menschen umgebracht hat, allerdings mit der Schreibmaschine.“ Sie gilt als „Queen of Crime“, hat 66 Kriminalromane geschrieben, den ersten 1921, „The Myste-rious Affair at Styles“, mit dem belgischen Detektiv Hercule Poirot, den letzten 1972, „Slee-ping Murder“, mit Miss Marple als Amateur-Ermittlerin, der erst nach ihrem Tod veröffentlicht wurde. Agatha Christie (1890-1976) war mit geschätzt zwei Milliarden verkauften Büchern die wohl erfolgreichste Schriftstellerin aller Zeiten. Barbara Sichtermann hat jetzt eine Romanbiografie über sie publiziert, die höchst lesenswert ist, weil sie auf sensible Weise das private und berufliche Leben der englischen Autorin erzählt: ihre Kindheit und Jugend, die enge Verbindung mit der Mutter Clara und der Schwester Madge, die erste Ehe mit dem Oberst Archibald Christie, die 1928 geschieden wurde, die zweite, glückliche Ehe mit dem 14 Jahre jüngeren Altertumsforscher Max Mallowan, den sie auf vielen Reisen in die weite Welt begleitete. Sie besaß die große Fähigkeit, unterwegs auf einer Reiseschreibmaschine ihre Romane zu schreiben, deren Handlungsorte weit gestreut sind. Agatha Christie hatte eine starke Affinität zum Theater, ihr erfolgreichstes Stück, „Die Mausefalle“, wird seit 1952 in London aufgeführt. Ihr Verhältnis zum Kino war ambivalent, die einzige gelungene Verfilmung war für sie WHITNESS FOR THE PROSECUTION (1957) von Billy Wilder mit Marlene Dietrich und Charles Laughton. Die Biografie verbindet auf beeindruckende Weise Zitate aus der Autobiografie von Agatha Christie mit Dialogen und Situationsschilderungen, die sehr authentisch wirken. Eine reflektierende Ebene über das schriftstellerische Werk begleitet die letzten Kapitel. Nach 280 Seiten ist man sehr traurig, dass die Biografie mit Agatha Christies Tod endet, und will sofort einige ihrer Romane wiederlesen, zum Beispiel „Mord im Orientexpress“, „Das krumme Haus“ oder „16 Uhr 50 ab Paddington“. Die Zeit dafür hat man ja jetzt. Mehr zum Buch: agatha-christie-biografie.html