01. Oktober 2019
Der Traum vom Totalen Kino
Eine Dissertation, die im Studiengang Literaturwissen-schaft der Ludwig-Maximilians-Universität München entstanden ist. Karin Janker analysiert darin sechs Romane, „die auf unterschiedliche Arten das Kino als ‚Totalmedium’ imaginieren und seine Rezeptionsästhetik narrativ ausloten.“ (S. 20/21). Es handelt sich dabei um „L’Ève future“ (1886) von Auguste de Villiers de l’Isle Adams, „Le Chateau des Carpathes“ (1892) von Jules Verne, „Quaderni di Serafino Gubbio operatore“ (1916/25) von Luigi Pirandello, „Graue Magie“ (1922) von Salomo Friedlaender/Myona, „Brave New World“ (1932) von Aldous Huxley und „La invención de Morel“ (1940) von Adolfo Bioy Casares. In „L’Ève future“ geht es um die Erschaffung der Androiden Adaly durch den Erfinder Edison, die von seinem Klienten Lord Ewald nicht von seiner Verlobten Alicia unterschieden werden kann. Er hält die Reproduktion für die Realität. „Le Chateau des Carpathes“ erzählt vom geheimnisvollen Leben eines Barons auf einem Schloss in den Karpaten, der sich von einem Erfinder die Auftritte einer Sängerin imaginieren lässt. „Quaderni di Serafino Gubbio operatore“ sind die Tagebuchaufzeichnungen eines Kameramannes, der die melodramatische Liebesgeschichte zwischen einer Schauspielerin, ihrem Ex-Geliebten und ihrem aktuellen Geliebten miterlebt. „Graue Magie“ ist ein Berlin-Roman mit einem Philosophen und einem Verbrecher als Hauptfiguren, die sich in der Welt des Aufbruchs mit den neuen Technologien des Films, des Radios und des Telefons konfrontiert sehen. „Brave New World“ lässt uns eine Zukunftsvision des Jahres 2540 miterleben. „La invención de Morel“ konfrontiert einen Mann auf einer einsamen Insel mit der Vision eines Totenreichs, zu dem ein Keller mit einem Projektionsgerät gehört. Die literarischen Beispiele wurden von der Autorin gut ausgewählt. Ihre Darstellung ist kinoaffin und lesenswert. Filmstills aus Lumières ARRIVÉE D’UN TRAIN À LA CIOTAT separieren die einzelnen Kapitel. Mehr zum Buch: 978-3-8376-4756-3