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16. August 2019

Zazie in der Metro

Als ich 1961 den Film ZAZIE von Louis Malle gesehen und das Buch „Zazie dans le metro“ von Raymond Queneau in der Übersetzung von Eugen Hemlé gelesen habe, war ich noch nie in Paris. Mein erster Besuch fand 1963 statt. Film und Roman waren eine gute Vorbereitung für die Reise. Ein zwölfjähriges Mädchen kommt mit seiner Mutter in die französische Hauptstadt, die Mutter ist dort für einen Tag und zwei Nächte mit ihrem Liebhaber verabredet, die Tochter wird bei ihrem Onkel Gabriel deponiert. Zazies größter Wunsch ist es, einmal mit der Metro zu fahren, aber die wird bestreikt. Das vorlaute Mädchen lernt durch ihren Onkel viele Menschen kennen, erkundet die Stadt teils allein, teils in Begleitung ihres Onkels. Als sie am Ende ihre Mutter auf dem Bahnhof wiedersieht, gibt es den folgenden Dialog: Mutter: „Na, hast du Spaß gehabt?“ Zazie: „Geht so.“ „Hast du die Metro gesehen?“ „Nö.“ „Was hast denn dann gemacht?“ „Ich bin gealtert.“ Der Film von Louis Malle und der Roman von Raymond Queneau sind eigenständige Kunstwerke. Im Suhrkamp Verlag ist jetzt eine neue Übersetzung des Buches von Frank Heibert erschienen, die den sprachlichen Absurditäten des Originals sehr nahe kommt. Es empfiehlt sich, zuerst das Nachwort des Übersetzers zu lesen: „Frechheit siegt.“ Im Anhang gibt es verschiedene Szenen aus unpublizierten Manuskriptfassungen von Queneau. Einmal fährt Zazie tatsächlich mit der Metro. Mehr zum Buch: 42861.html