27. August 2019
„Im Licht der Zeit“
Ein Roman von Edgar Rai über die Produktion des Films DER BLAUE ENGEL. Er beginnt mit einem Vorspiel im Februar 1917, in dem der Filmstar Henny Por-ten und die Geigerin Marlene Dietrich sich sehr nahekom-men. Dann erfolgt ein Zeit-sprung ins Jahr 1929. Emil Jannings, Oscar-Preisträger für Filme von Victor Fleming und Josef von Sternberg, scheitert in Hollywood an der Umstellung auf den Tonfilm und kehrt nach Deutschland zurück. Sein Freund, der Autor Karl Voll-möller, und der neue Ufa-Boss Alfred Hugenberg wollen ihm hier zu einem glorreichen Comeback verhelfen. Dies soll mit der Verfilmung des Heinrich-Mann-Romans „Professor Unrat“ als erstem Ufa-Tonfilm geschehen. Als Regisseur ist Josef von Sternberg vorgesehen, mit dem Jannings nie wieder zusammenarbeiten wollte. Sternberg kommt nach Berlin und entscheidet sich für Marlene Dietrich als Darstellerin der Rosa Fröhlich, weil sie ihn persönlich fasziniert. Sie wird von Jannings zunächst nicht erstgenommen und während der Dreharbeiten hasserfüllt bekämpft. Die Konflikte zwischen Jannings, Sternberg und Dietrich eskalieren immer wieder bis zum Äußersten. Erich Pommer als Produzent sorgt für mehrere Etaterhöhungen, Karl Vollmöller ist als Vermittler zwischen den Streithähnen tätig, im Hintergrund spielt der Komponist Friedrich Hollaender eine wichtige Rolle, hinter der Kamera steht Günther Rittau, der Marlene zunächst als Filmdarstellerin ungeeignet findet, aber nach Sternbergs Lichtsetzung seine Meinung ändert. Im Hauptteil wird der Roman aus zwei Perspektiven erzählt: aus Karl Vollmöllers und aus Marlene Dietrichs Sicht. Das verschafft Marlenes Ehemann Rudi Sieber, ihrer gemeinsamen Tochter Maria und Siebers Partnerin Tamara eine Plattform. Nicht zu vergessen: Mit Hans Albers steht Marlene an vielen Abenden in dem Stück „Zwei Krawatten“ auf der Bühne, und er spielt im BLAUE ENGEL die Rolle des Artisten Mazeppa. Der Roman endet mit der Abreise von Marlene nach Hollywood; sie singt auf der Plattform eines Lastwagens, begleitet von Friedrich Hollaender, das Lied „Wenn ich mir was wünschen dürfte…“. 500 Seiten sind prall gefüllt mit Auseinandersetzungen, Intrigen, intimen Szenen, Besuchen in Restaurants und Bars, Personen aus der Kulturszene Berlins und helfendem Personal vom Tontechniker bis zum Chauffeur. Den 58 Kapiteln sind häufig Zeitungszitate vorangestellt, die auf politische oder filmische Ereignisse verweisen. Auch wenn der Autor manchmal im Aktionismus übertreibt, finde ich den Roman spannend erzählt. Erschienen im Piper Verlag. Mehr zum Buch: 978-3-492-05886-5