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07. Juni 2019

Der Schnitt als Denkfigur

Eine Dissertation, die an der Ludwig-Maximilians-Univer-sität in München entstanden ist. Sarah Hadda untersucht darin den „Schnitt als Denkfigur des Surrealismus“. Der zeitliche Rahmen sind die 1920er und 30er Jahre. Vier Künstler stehen im Mittelpunkt: Max Ernst, Man Ray, Luis Buñuel und Salvador Dalí. Bei Max Ernst geht es um seine Montagetechniken zwischen Kunst, Natur und Populärkultur, um seine „poetische Objektivität“. In seinen frühen Collagen (1919-21) sind kinematografische Elemente zu entdecken. Dann dominieren Metamorphose und Vieldeutigkeit. Im Kapitel über Man Ray richtet die Autorin ihren Blick auf den inszenierten Zufall und die Poesie im Bild. Im Zentrum stehen die 12 Rayografien „Les Champs délicieux“ (1922). Aber auch Verfremdung und Identifikation im Spiegel-Bild kommen zur Sprache. Am interessantesten finde ich das Kapitel über Luis Buñuel: „Bewusster Automatismus und semantische Verschiebung durch Montage“. Die Analysen von UN CHIEN ANDALOU (1929) und L’ÂGE D’OR (1930) sind beeindruckend. Auch das vierte Kapitel über Salvador Dalís Entdeckung paranoisch-kritischer Aktivität vermittelt sehr interessante Erkenntnisse. Am Ende schlägt die Autorin noch ein Bogen in die Gegenwart und befasst sich mit der Ausstellung „Der Stachel des Skorpions“ (2014), die von dem Künstlerduo M+M konzep-tioniert wurde. Eine bemerkenswerte Publikation. Mit 56 kleinen Abbildungen im Anhang. Coverabbildung: Rayografie von Man Ray. Mehr zum Buch: der-schnitt-als-denkfigur-im-surrealismus/