Aktuelles
03. Januar 2019

Front – Stadt – Institut

Von 1960 bis 1968 habe ich im Nebenfach Theaterwissenschaft an der Freien Universität Berlin studiert. Das von Peter Jammer-thal und Jan Lazardzig heraus-gegebene Buch über die Theater-wissenschaft an der FU von 1948 bis 1968 habe ich natürlich mit großem Interesse gelesen. Zwei Essays fand ich besonders interessant: die Aufarbeitung der zwiespältigen Rolle des durch seine NS-Vergangenheit belaste-ten Professors Hans Knudsen, der eine Schlüsselfigur des Instituts auch in der Nachkriegs-zeit war, durch den heutigen Institutsdirektor Jan Lazardzig und das Porträt des „unsichtbaren Ordinarius“ Wolfgang Baumgart von Mechthild Kirsch. Ich habe damals Vorlesungen von Knudsen und Baumgart besucht, hatte zu beiden ein eher distanziertes Verhältnis, fühlte mich aber eher Baumgart als Knudsen verbunden. Mein Haupt-fach war die Publizistik, ich wollte bei Professor Fritz Eberhard promovieren, dessen Nachfolger 1967 Harry Pross wurde. Aber im April 1969 habe ich mich von der FU verabschiedet und wurde Studienleiter an der DFFB. Bücher wie „Front – Stadt – Institut“ wecken Erin-nerungen an vergangene Zeiten. Das hat auch mit den guten Recherchen zu tun, die bei der Lektüre der Texte zu spüren sind. So dokumentieren 30 „Schlaglichter“ wichtige Momente der Instituts-geschichte, man findet dort Namen, Orte und Ereignisse, die mit dem eigenen Leben verbunden sind. Interessant fand ich auch die Essays über Theaterwissenschaft in Ost und West von Joachim Fiebach, über die Theaterhistorischen Sammlungen von Peter Jammerthal und über „Warten auf Godot“ in Westberlin von Ulrike Haß. Eine Ausstellung über die Theaterwissenschaft an der FU 1948 bis 1968 ist noch bis zum 31. März 2019 in der Grunewaldstraße 35 zu sehen. Mehr zum Buch: book/detail/951