Aktuelles
01. Dezember 2018

Fernsehen und Wohnkultur

Eine Dissertation, die an der Universität Paderborn entstan-den ist. Monique Miggelbrink untersucht darin die „Vermöbe-lung von Fernsehgeräten in der BRD der 1950er- und 1960er-Jahre“. Das Fernsehgerät im analogen Zeitalter war ein Kasten, der im Wohnzimmer platziert wurde und möglichst in die Einrichtung zu integrieren war. Bei manchen Familien wurde er dort verborgen und nur für die Nutzung geöffnet, bei anderen sollte er immer sichtbar sein und gehörte zu den Presti-gestücken im Haushalt. Die voluminöse Publikation (mit Quellenverzeichnis 375 S.) thematisiert Design-Geschichte vor Erfindung des Flachbildschirms. Die Autorin hat dafür umfassend geforscht, sichert sich natürlich auch theoretisch ab und strukturiert ihren Text in drei Kapitel: „Fernsehmöbel zwischen den Orten“ (Teil I), „Gehäuse-/Interface-Design und Wohnzimmer-Netzwerk“ (Teil II), „Analyse der geschlechts- und schichtspezifischen Gehäuse-/Interface-Designs und Einrichtungspraktiken“ (Teil III). Den dritten Teil finde ich besonders spannend, weil er technische, soziale und stilistische Basiskenntnisse zu den 50er und 60er Jahren in der Bundesrepublik vermittelt. Archivmaterial für die Autorin waren vor allem Einrichtungs-Zeitschriften, Werbung und sogenannte „Fernseh-fibeln“, also Ratgeber zum Medium Fernsehen. Im Endeffekt ging es bei Fernsehmöbeln damals um offenes Wohnen und fließende Grundrisse, aber auch um „gemütliches“ Wohnen, um Möbelanordnungen und Machtverhältnisse, um den Wohnzimmertisch, die Inselbildung und die Rollenzuweisung der Akteure. Interessante Lektüre mit zahlreichen Abbildungen (Fotos und Skizzen) in guter Qualität. Mehr zum Buch: fernsehen-und-wohnkultur/