07. Dezember 2018
Clownsmasken im Film
Eine Dissertation, die an der Universität Zürich entstanden ist. Yvonne Augustin untersucht darin „Wie Maskierungen kultu-relle Ängste enthüllen“. Im theoretischen Teil (100 Seiten) richtet die Autorin ihren Blick auf die Figur des Clowns (u.a. Begriff, Etymologie, Erschei-nungsbild, Funktionen, Sexua-lität, Marginalität, Einsamkeit, Ordnung) und auf die Maske und ihre Verbindung zu Identität und Rolle. Im analytischen Teil (180 Seiten) geht es um vier Aspekte, die jeweils mit vielen Einzelbei-spielen und einem zentralen Film dargestellt werden: 1. Die Clownsmaske als Ausdruck der Beur-teilung anderer. Im Mittelpunkt steht hier DER BLAUE ENGEL (1930) mit Emil Jannings von Josef von Sternberg. 2. Die Clownsmaske als Tarnung und Rettung. Zentraler Film: SLEUTH (1972) von Joseph L. Mankiewicz mit Michael Caine. 3. Die Clownsmaske als Spur der Vergangenheit. Film: BALADA TRISTE DE TROMPETA (2010) von Álex de la Iglesia mit Carlos Areces. 4. Die Clownsmaske als Ausdruck des Willens zur Veränderung. Film: PALJAS (1998) von Katinka Heyns, in dem die Clownsfiguren Hoffnungsträger für ein neues Südafrika sind. Insgesamt 120 Filme hat die Autorin in ihre Untersuchung einbezogen, darunter natürlich auch den James Bond-Film OCTOPUSSY von John Glenn und den Batman-Film THE DARK KNIGHT von Christopher Nolan, die Fellini-Filme LA STRADA und I CLOWNS, LES ENFANTS DU PARADISE von Marcel Carné, AKROBAT SCHÖ-Ö-ÖN! von Wolfgang Staudte und LIMELIGHT von Charles Chaplin. Sie vermittelt die Befunde ihrer Analysen sehr anschaulich und konkret. Ich habe lange keine so interessante Dissertation gelesen. Ihre Danksagung am Ende verbindet sie so pointiert mit ihrem Thema, dass man das Buch schließlich lächelnd aus der Hand legt. Mit Abbildungen und Screenshots in guter Qualität. Mehr zum Buch: clownsmasken-im-film/