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08. November 2018

I do not get rid of the ghosts

Eine Dissertation, die an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main entstanden ist. Imme Klages beschäftigt sich darin mit Exil-erfahrungen in drei Filmen von Fred Zinnemann. Seit 1986, als wir für Fred eine Retrospektive der Berlinale ausgerichtet, ein Buch über ihn veröffentlicht haben und er nach 55 Jahren erstmals wieder in Berlin war, fühlte ich mich mit ihm bis zu seinem Tod 1997 freundschaftlich verbunden. Wir haben häufig miteinander korrespondiert. Seine Autobiografie erschien 1992 und steht signiert bei mir im Regal. Bücher über ihn lese ich mit besonderem Interesse. Die Publikation von Imme Klages hat mich aus zwei Gründen sehr beeindruckt. Ihre Analysen der Filme THE SEARCH (1948), THE NUN’S STORY (1959) und JULIA (1977) sind im Blick auf individuelle, fiktive Exilerfahrungen überaus präzise und hätten Fred – der Interpretationen seiner Filme immer skeptisch wahrgenommen hat – sicherlich gut gefallen, weil sie nahe an den Bildern und Sequenzen bleiben und sich nicht in irgendwelche Vermutungen verirren. Die Formulierungen sind konkret, es gibt keine Metaphern oder ambivalenten Schlussfolgerungen. Das macht die Lektüre spannend und erbringt neue Erkenntnisse. Zweitens: der Anhang enthält auf über 60 Seiten aus dem Polnischen übersetzte Postkarten und Briefe der Eltern von Fred Zinnemann aus den Jahren 1939 bis 1941, die bisher nicht veröffentlicht worden sind. Sie geben einen Einblick in die damalige Situation in Lemberg und Lviv in Polen. Die Filmanalysen und die dokumentierten Briefe können von uns als Lesern in einen Zusammenhang gebracht werden. Das macht die Besonderheit dieser Publikation aus. Mit Abbildungen in guter Qualität. Mehr zum Buch: i-do-not-get-rid-of-the-ghosts.html