18. September 2018
„Was dann nachher so schön fliegt“
Er ist „Streiflicht“-Redakteur der Süddeutschen Zeitung, schreibt dort gelegentlich für die Seite 3, und ich lese seine Texte sehr gerne. Hilmar Klute hat jetzt seinen ersten Roman publiziert: „Was dann nachher so schön fliegt“. Er erzählt in Ich-Form die Erlebnisse und Gedanken des 20jährigen Volker Winterberg, der in Bochum als Zivildienst-leistender in einem Altenheim tätig ist, Gedichte schreibt, ohne Geld einen Kurztrip nach Paris unternimmt und zu einem Treffen von Nachwuchsschrift-stellern nach West-Berlin eingeladen wird. Das alles passiert Mitte der 1980er Jahre. Volker trifft in Berlin die attraktive Katja und den sehr selbstbewussten Dichterkollegen Thomas, begegnet Heiner Müller, projiziert sich in Gedanken in die Gruppe 47 und erlebt die geteilte Stadt mit dem Blick auf die Mauer von der Dachterrasse des Karstadt-Cafés am Herrmannplatz. Zwischendurch sind wir als Leser immer wieder im Altenheim, erleben den Alltag mit Demenzkranken, die auf sehr unterschiedliche Weise betreut werden. Volker verliert die Sympathien seiner Kolleginnen und Kollegen, weil er sich mehr und mehr mit sich und seiner Lyrik beschäftigt. Als die Zeit des Zivildienstes zu Ende gegangen ist, kehrt Volker noch einmal nach Berlin zurück, aber die Stadt bleibt ihm fremd. So fährt er am Ende in ein kleines Dorf namens Schreyahn in Niedersachsen und wirft dort sein Notizbuch ins Feuer. Diese Coming-of Age-Geschichte wird von Hilmar Klute wunderbar erzählt, ist mit großer Sensibilität formuliert und spannend zu lesen in der Kontrastierung von Literaturszene und realem Leben. Mehr zum Buch: 978-3-86971-178-2/