Aktuelles
31. August 2018

Sichtbar machen

16 Texte, in denen auf hohem theoretischem Niveau über Politiken des Dokumentarfilms reflektiert wird. Die meisten sind Resultate von Workshops, die an der Universität Wien stattgefunden haben, initiiert von Elisabeth Büttner, die im Februar 2016 verstorben ist. Ihr ist der Band gewidmet. Ich nenne neun Beiträge, die mir besonders gut gefallen haben. Lena Stölzl richtet ihren Blick auf Leere (Filmbeispiel: CALI-FORNIA COMPANY TOWN), Grund (LE CERCLE DES NOVÈS) und Feld (REVISION) als dokumentarische Bildstrategien. Bei Anke Zechner geht es um geliehene Stimmen in dokumentarischen Filmen. Ihre beeindruckend beschriebenen Beispiele: TUE RECHT UND SCHEUE NIEMAND von Jutta Brückner, SCHILDKRÖTENWUT von Pary El-QalQili und MEIN LEBEN 2 von Angelika Levi. Ute Holl untersucht die Kontingenz-produktion als Strategie des Dokumentarischen und konkretisiert dies an Filmen von Abbas Kiarostami. Zwei Texte beschäftigen sich mit der Arbeit von Alexander Kluge: Karin Harrasser reflektiert über Film und die Darstellung der deutschen Geschichte im Futur II mit verschiedenen Beispielen, Valentin Mertes beschreibt Kluges antirealistischen Realismus am Beispiel von IN GEFAHR UND GRÖSSTER NOT BRINGT DER MITTELWEG DEN TOD. Britta Hartmann befasst sich mit Imagination und Subjektkonstruktion in suggerierten Autobiographien, ihr Beispiel ist der Schweizer Film DAY IS DONE von Thomas Imbach. Bei Nana Heidenreich geht es um das Recht auf Opazität, Illegalisierung und andere Sichtbarkeiten in Europa. Guido Kirsten erinnert an die Darstellung von proletarischer und subproletarischer Lebensrealität im Kino der Weimarer Republik, speziell bei Dudow, Hochbaum und in MUTTER KRAUSENS FAHRT INS GLÜCK von Phil Jutzi. Eva Hohenberger äußert sich zum Verhältnis von Dokumentarfilm und Recht. In manchen Texten nervt der hohe theoretische Anspruch, aber es gibt immer wieder beeindruckende Passagen mit neuen Gedanken. Die Abbildungen sind in der Qualität unterschiedlich. Mehr zum Buch: 238&am=8