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21. August 2018

Hollywood auf dem Balkan

Karl Kaser, der Autor des Buches, ist Historiker an der Universität Graz mit dem Schwerpunkt Südosteuropa. Seine umfassende Unter-suchung über die „visuelle Moderne an der europäischen Peripherie“ hat einen Zeit-horizont von 1900 bis 1970. Ausgehend von ihrer ursprüng-lichen Zugehörigkeit zum Osmanischen Reich geht es vor allem um die heutigen Staaten Albanien, Bosnien-Herzego-wina, Bulgarien, Kosovo, Makedonien, Montenegro, Rumänien und Serbien, aber auch um Griechenland und die Türkei. Sie waren viele Jahrzehnte nicht in der Lage, eine eigenständige Film-industrie zu entwickeln und importierten vor allem aus dem westlichen Ausland. Die erste auf dem Balkan erfolgreiche Firma war Pathé aus Frankreich. Dann übernahm in den zwanziger Jahren Amerika – Hollywood – die Vorherrschaft. Schwierig war der Übergang vom Stummfilm zum Tonfilm, weil für technische Investitionen oft die finanziellen Mittel fehlten. In den dreißiger Jahren hatten viele Bewohner der Balkanländer auch nicht genügend Geld für Kino-besuche. Sehr speziell war die Situation während des Zweiten Welt-kriegs. Die politischen Veränderungen nach dem Krieg führten zu Industrialisierung, Massenkonsum und dem kalten Kinokrieg zwischen Hollywood und Moskau. Eine zweite visuelle Revolution, die mit dem Fernsehen verbunden war, fand in den sechziger Jahren statt. Karl Kaser hat für sein Buch hervorragend recherchiert, er macht mit Zahlen und Daten deutlich, wie unterschiedlich die Entwicklungen in Europa verlaufen sind, und konkretisiert seine Befunde mit vielen Verweisen auf Filme, die ihren Weg nach Südosteuropa gefunden haben. Seine Zusammenarbeit mit Filmarchivar*innen war offenbar sehr eng. Mit vielen Tabellen und Abbildungen in guter Qualität. Cover: Ausschnitt aus einem Werbeplakat für den Western HIGH NOON. Mehr zum Buch: 978-3-205-20474-9.html