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07. Juni 2018

Eine Partie Dame

Dieses Drehbuch der österreichi-schen Autorin Elfriede Jelinek ist nie verfilmt worden. Die erste Fassung entstand 1980, als Regis-seur war der dffb-Absolvent Rainer Boldt vorgesehen, der die Autorin Ende der 70er Jahre in Wien kennengelernt hatte. Produzieren sollte die Firma Common Film, die Boldt 1969 gegründet hatte und seit 1970 mit Helmut Wietz, ebenfalls Absolvent der dffb, unterhielt. Die Finanzierung des Jelinek-Projekts durch Förderungen und Fernseh-beteiligungen scheiterte allerdings endgültig Mitte der 80er Jahre. Jetzt liegt das Drehbuch, herausgegeben von Wolfgang Jacobsen und Helmut Wietz, in gedruckter Form vor, erschienen im Verbrecher Verlag. Es liest sich durchaus spannend. Die Handlung spielt in Wien 1979. Hauptfiguren sind der Lokalbesitzer Andzrej, polnischer Jude, Kommunist, Kopf eines Agentenrings, und die Studentin der Theaterwissenschaft Lisa, die eine obsessive Beziehung zu Andzrej beginnt und damit aus dem Gleis gerät. Es gibt interessante Nebenfiguren: Lisas bisherigen Freund Klaus, ihre Mutter, den Aushelfer in Andzrejs Lokal, Ivan, die russische Emigrantin Janka und viele andere. Die Dialoge sind oft dialektgefärbt. Und natürlich ist die Stadt Wien sehr präsent, ihre Atmosphäre, ihre Lage zwischen Ost und West. Die Geschichte endet brutal. Das Nachwort von Wolfgang Jacobsen vermittelt sehr präzise die Geschichte des Projekts, von dem ich bisher nichts wusste. Mehr zum Buch: book/detail/931