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05. Januar 2018

Soldatenkörper unter Beschuss

Eine Dissertation, die an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg entstanden ist. Patricia Mühr untersucht darin die „(Trans-)Nationalen Narra-tionen und Geschlechterkon-struktionen im US-amerikani-schen Kriegsfilm“. Im ersten Kapitel gibt sie auf 60 Seiten einen sehr sachkundigen Literaturbericht über das Genre Kriegsfilm. Das zweite Kapitel liefert methodologische und theoretische Begründungen für ihre intermedialen Lektüren, denn die Autorin ergänzt ihre Filmanalysen immer wieder mit Hinweisen auf die Kriegsdarstellung in Malerei und Fotografie; der Film WE WERE SOLDIERS von Randall Wallace steht hier im Mittel-punkt. Im dritten Kapitel geht es um Schreckensbilder, ausgelöst durch 9/11, als Filmbeispiel dient APOCALYPSE NOW/REDUX (1979/2001) von Francis Ford Coppola. Authentizitäts- und Wahrheitsversprechen werden im vierten Kapitel im Zusammenhang mit dem Film SAVING PRIVATE RYAN von Steven Spielberg untersucht („Die Zeugenschaft der Augenzeugenschaft“); wie lassen sich Nähe und Unmittelbarkeit herstellen? Malerei (Goya) und Fotografie (Capa) sind interessante Bezugspunkte. Orte und Landschaften werden oft als Zäsuren für die Bilder des Schreckens genutzt; im fünften Kapitel analysiert die Autorin beispielhaft dafür die beiden Filme THE THIN RED LINE von Terrence Malick und BLACK HAWK DOWN von Ridley Scott. Zentrale Bedeutung hat das sechste Kapitel, „in dem die in den vorangegangenen Kapiteln bereits diskutierten Zusammenhänge zwischen Geschlecht, Nation und Weltgemeinschaft zusammenlaufen“ (Mühr) und die „family values“ ins Spiel kommen; hier richtet sich der Blick speziell auf Frauenfiguren und Geschlechterdifferenzen. Die Analysen von Patricia Mühr sind sehr präzise und konkret, das Spektrum der Filme geht weit über die genannten Titel hinaus, man kann das Buch durchaus der Basisliteratur zum Thema Kriegsfilm hinzufügen. Mit 176 sehr kleinen Abbildungen auf 14 separaten Seiten, ausgewiesen als „Bilderatlas“. Mehr zum Buch: soldatenkoerper-unter-beschuss