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27. Dezember 2017

„Die Zweisamkeit der Einzelgänger“

Dies ist der vierte autobio-grafische Roman des Schauspie-lers Joachim Meyerhoff, ich habe ihn über Weihnachten gelesen, er hat mich – wie die vorangegangenen – sehr beeindruckt. Der Autor blickt diesmal zurück auf die frühen 1990er Jahre und erzählt von seinem existentiellen Spagat zwischen Bielefeld und Dort-mund, als er sich in drei Frauen verliebt: die ehrgeizige und literarisch sehr gebildete Studentin Hanna, die attraktive und lebenslustige Tänzerin Franka und die nachtaktive Bäckerin Ilse. Das Medikament „Hallo Wach“ wird bald zu einem Grundnahrungsmittel, um allen Ansprüchen – auch denen des Theaters – gerecht werden zu können. Gesangsunterricht für die Mitwirkung in „Anatevka“ bringt nicht die erhofften Ergebnisse. In Schillers „Räubern“ spielt er nur die Nebenrolle des Razmann, aber er ist Mitwisser von drei folgenreichen Schreck-schüssen Karl Moors auf die bereits halbblinde Darstellerin der Amalia. Immer wieder gibt es Rückblenden auf Joachims Kindheit und Jugend, deren Personal uns aus den ersten drei Romanen bekannt ist; trauma-tisch: der Tod des mittleren Bruders bei einem Autounfall. Auch die Großeltern werden mehrmals ins Spiel gebracht. Das alles geschieht nicht nur dramaturgisch, sondern auch sprachlich auf hohem Niveau. Ich bin gespannt auf die fünfte Folge von „Alle Toten fliegen hoch“. Mehr zum Buch: 978-3-462-04944-2/