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28. September 2017

Filmexil Sowjetunion

Das Filmexil Hollywood ist relativ gut erforscht, was man zuletzt bei der Publikation „Continental Strangers – German Exile Cinema 1933-1951“ von Gerd Gemünden (2014) feststellen konnte. Über deutsche Emigranten in der sowjetischen Filmproduktion der 1930er und 40er Jahre ist deutlich weniger veröffentlicht worden. Mit seinem jetzt bei der edition text + kritik erschienenen Buch hat Christoph Hesse eine neue Basis geschaffen. In zwanzig Kapiteln beschäftigt er sich sehr differenziert mit seinem Thema. In einer ersten Ankündigung des Verlages war noch von ca. 400 Seiten die Rede. Jetzt sind es 670 geworden. Da die Zahl der Abbildungen sehr begrenzt ist, hat man eine große Textmenge zu bewältigen. „Vorläufige Instruktionen“ nennt sich das erste Kapitel, das sich mit dem Filmexil insgesamt beschäftigt und immerhin 58 Seiten umfasst. Drei Kapitel sind den großen Filmen gewidmet, die von Deutschen in der Sowjetunion realisiert wurden. DER AUFSTAND DER FISCHER (1931-34) von Erwin Piscator, produziert von der Firma Meschrabpom, KÄMPFER (1935/36) von Gustav von Wangenheim, produziert in deutscher Sprache, und PROFESSOR MAMLOCK (1938) von Herbert Rappaport, gedreht für die Firma Lenfilm in russischer Sprache. In sechs Kapiteln geht es um Personen, die vor allem in den 1930er Jahren eine Schlüsselrolle im Moskauer Exil spielten: „König der Ostjuden: Alexander Granach“, „Heinrich Heine rettet Heinz Goldberg“, „Mann im Hintergrund: Hans Rodenberg“, „Piscators langer Abschied“, „Auf dem Korridor“ (Friedrich Wolf, Béla Balázs, Erwin Sinkó, Wolfgang Duncker), „Letzte Zeugen“ (Heinrich Greiff, Hans Klering). Es gab „Zaungäste in der Dämmerung“ (die Moskau-Besucher Max Ophüls und Ernst Lubitsch); und: „Brecht bleibt draußen“. Gegen Ende stehen Nachrufe auf Walter Rauschenbach, Ernst Mansfeld, Carola Neher, Susanne Leonhard, Ernst Ottwald, Alexander Granach, Hans Hauska, Bruno Schmidtsdorf, Helmut Damerius, Wolfgang Duncker (der Filmkritiker Mersus). Sie wurden verhaftet und zum Teil hingerichtet. Christoph Hesse hat hervorragend recherchiert, viele Fußnoten begleiten den Text, der auch durch ein Personenregister erschlossen ist. Mehr zum Buch: 9783869165523