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30. Juli 2017

DIE RUSSEN KOMMEN (1968/87) / KARRIERE (1971)

Der Film DIE RUSSEN KOMMEN von Heiner Carow nach einem Drehbuch von Claus Küchenmeister und Carow erzählt die Geschichte des fünfzehnjährigen Günter Wal-cher im Frühjahr 1945 in einem Ostseebad, der – noch immer vom Endsieg der Nazis überzeugt – einen entflohenen Fremdarbeiter verfolgt, der anschließend vom Dorfpolizisten erschossen wird. Nach der Befreiung durch die Russen wird Günter wegen Mordes verhaftet. Der Konflikt mit dem Dorfpolizisten spitzt sich schnell zu und endet mit einem weiteren Mord. Günter wird wahnsinnig. Carow und Küchenmeister haben im Film offenbar eigene Erfahrungen des Jahres 1945 verarbeitet. DIE RUSSEN KOMMEN wurde nach einer Rohschnittvorführung im Dezember 1968 von der Hauptverwaltung Film nicht zu Fertigstellung zugelassen. Zu den Vorwürfen gehörte die Einschätzung, hier werde der Faschismus psychologisiert. Die Schnittmeisterin Evelyn Carow verwahrte bei sich eine Arbeitskopie. Heiner Carow verwendete Materialien aus dem Film für Rückblenden in dem Film KARRIERE, den er 1970 realisierte. Hier erzählt er die Geschichte des inzwischen 40jährigen Günter Walcher, der Angestellter in einem westdeutschen Konzern ist und sich in einer Beförderungsphase an seine Mitschuld am Tod eines Fremdarbeiters 1945 erinnert. Carows neuer Film galt damals eher als missglückt. In der Edition Filmmuseum sind jetzt beide Filme in restaurierter Fassung zu sehen, und es interessant, sie stilistisch zu vergleichen. Das Booklet enthält einen sehr persönlichen Text zum Film von Heiner Carow aus dem Jahr 1990, das Abnahmeprotokoll nach der Vorführung vom 23. Dezember 1968, eine Stellungnahme der Hauptverwaltung Film vom 10. Januar 1969, den Nachruf von Egon Günther auf Heiner Carow aus dem Neuen Deutschland vom 4. Februar 1997, eine Ergänzung dazu von Claus Küchenmeister und einen sehr informativen Text von Ralf Dittrich zur Entstehung und Restaurierung des Films. Zum Bonusmaterial gehören ein Gespräch mit dem Kameramann Jürgen Brauer (2016, 47 min.) und ein Vergleich der Rekonstruktion 1987 mit der Restaurierung 2016 (19 min.). Mehr zur DVD: Die-Russen-kommen—Karriere.html