28. Juli 2017
Das Jahrhundert der Verunsicherung
Eine Habilitationsschrift, die an der Universität Siegen entstanden ist. Marijana Erstić hat dafür 15 medien-komparatistische Analysen kumuliert, die sich vorzugs-weise auf das „Jahrhundert der Verunsicherung“ bezie-hen, geprägt von zwei Welt-kriegen, dem Kalten Krieg und dem Jugoslawienkrieg. In ihrer Einleitung verknüpft die Autorin die Texte aus den vergangenen acht Jahren sehr einleuchtend und gibt ihnen den wissenschaftlich notwendigen Zusammen-hang. Ich verweise hier vor allem Texte, in denen der Film eine wichtige Rolle spielt, beginnend mit einem Vergleich von Stefan Zweigs „Schachnovelle“ und Roman Polanskis Film THE PIANIST im Lichte der Gedächtnisphilosophie Henri Bergsons. Drei Texte sind Pier Paolo Pasolinis filmischer Kritik der Nachkriegsgesellschaft gewidmet, speziell in den Filmen MAMMA ROMA und TEOREMA. Ein weiterer Vergleich beschäftigt sich mit dem Film BLOW UP von Michelangelo Antonioni und seiner literarischen Vorlage „Las babas del diabolo“ von Julio Cortazár. Zweimal steht Rainer Werner Fassbinder im Blick-punkt, mit Überlegungen zur Performativität des Spiegelbildes in FONTANE EFFI BRIEST und mit einem Vergleich von „St(r)and-bildern“ bei Eduard Manet und RWF. Verglichen wird dann die Passion und Grablegung Christi bei Caravaggio, Derek Jarman und Tarsem Singh. Giuseppe Tornatores Film LA SCONOSCIUTA sieht die Autorin als Wiederbelebung des Noir italiano. Ferdinand von Schirachs Kurzgeschichte „Glück“ wird analysiert mit einem Blick auf den Film von Doris Dörrie. In den letzten drei Texten geht es um den Bosnienkrieg in Literatur, Film und Musikclip. Immer wieder wird die Frage gestellt, in welcher Form Gewalt, Krieg und Zerstörung in Film, Literatur und Kunst eine Rolle spielen. Insofern ist das Buch ein wichtiger Beitrag zur Kulturwissenschaft. Mit Abbildungen in guter Qualität. Mehr zum Buch: 745009.html