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16. Juni 2017

„Verlorene Illusionen“

„Verlorene Illusionen“ ist ein Roman von Honoré de Balzac aus der Mitte des 18. Jahrhun-derts. Die Hauptfigur ist der Autor Lucien Chardon, der Aufstiege und Niedergänge erlebt. Helmut Wietz verlegt die Handlung seiner Graphic Novel in die Wendejahre in Deutsch-land. Die Geschichte beginnt mit der Flucht von Lucien über die Mauer, hinter der bereits die Hochhäuser vom Potsdamer Platz zu sehen sind. Er träumt von einer Karriere als Theater-autor, aber natürlich geht alles schief. Er schreibt zwar mit „Gloire“ das Theaterstück des Jahres, aber das Preisgeld wird wegen Steuerschulden gepfändet, seine Geliebte Esther stürzt sich im Treppenhaus in den Tod, und Lucien verdingt sich zwischendurch als Zeitungsausträger. Die Krimiserie für einen Privatsender bringt Lucien nur neue Probleme. Eine dramaturgische Überraschung findet beim Übergang von der Sommerzeit in die Winterzeit statt: statt einer Stunde stellt sich die Zeit um zwanzig Jahre zurück. Da kommt die Politik ins Spiel: Helmut Kohl, Franz-Josef Strauß, Angela Merkel, Gregor Gysi, Oskar Lafontaine und Christian Wulff greifen ins Geschehen ein, und als schließlich ein König für die DDR gesucht wird, kann das nur Franz Beckenbauer werden. Fürs Fernsehen lächeln Katrin Müller-Hohenstein, Marietta Slomka, Maybritt Illner und Katarina Witt, Günter Jauch, Thomas Gottschalk und Dieter Bohlen in die Kamera. Am Ende lernen wir noch den Schriftsteller und Sozialhilfeempfänger Michael Huhlebeck kennen, und Lucien wird Programmdirektor des Fernsehens der DDR 2.0. Es gibt originelle und total absurde Momente, die Medienkritik dominiert, die Zeichnungen haben ihre eigene Qualität. Mehr zum Buch: https://buch-findr.de/buecher/verlorene-illusionen-7/