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29. Juni 2017

Medienhorror. Mediale Angst im Film

Eine Dissertation, die an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe begonnen und am Institut für Filmwissenschaft der Freien Universität Berlin vollendet worden ist. Florian Leitner untersucht prototy-pische Horrorszenarien, die beim Publikum Bedrohungs-gefühle auslösen. Er unter-scheidet zwischen medialer Angst und medialer Furcht: „Letztere bezeichnet die ästhetische Erfahrung einer Bedrohung, die ihren Ursprung in der filmisch dargestellten Welt hat. Als mediale Angst wird hingegen jenes Bedrohungsgefühl gefasst, das von der filmischen Darstellung als solcher ausgeht.“ (S. 27). Gegliedert ist die Untersuchung in drei Kapitel mit je drei Teilen. Das erste Kapitel, „Medienhorrorästhetik“, ist unterteilt in Furcht und Angst / Angst und das Andere / Das und der Andere im Medienhorror. Als Beispiele werden vor allem zeitgenössische Filme seit der Jahrtausendwende aus den USA, Europa und Ostasien herangezogen. Das zweite Kapitel, „Medienhorrorszenarien I / Verkörperung des medialen Anderen“, handelt von geraubten Schatten, lebendigen Bildern und Erblickt- und Ergriffen-Werden. Der dritte Teil, „Medienhorrorszenarien II / Somatische Effekte des medialen Anderen“, richtet den Blick auf Todesbilder, virale Visualität, Interpellation und Immersion. Im zweiten und dritten Teil erweitert sich der filmhistorische Horizont bis in die Stummfilmzeit. Ausführlich beschäftigt sich der Autor mit den Filmen DER STUDENT VON PRAG (1913) von Stellan Rye und Paul Wegener, DER GOLEM, WIE ER IN DIE WELT KAM (1920) von Paul Wegener und Carl Boese, ORLACS HÄNDE (1924) von Robert Wiene, DRACULA (1931) von Tod Browning, THE MUMMY (1932) von Karl Freund, THE PICTURE OF DORIAN GRAY (1945) von Albert Lewin, PEEPING TON (1960) von Michael Powell, WELT AM DRAHT (1973) von Rainer Werner Fassbinder, VIDEODROME (1983) von David Cronenberg, STRANGE DAYS (1995) von Kathryn Bigelow, STIR OF ECHOES (1999) von David Koepp, 28 DAYS LATER (2002) von Danny Boyle, JU-ON (2002) von Takashi Shimizu, SHUTTER (2004) von Banjong Pisanthanakum und Parkpoom Wongpoom, PARANORMAL ACTIVITY (2007) von Oren Peli, SHUTTER (2008) von Masayuki Ochiai. Die Filminterpretationen lesen sich sachkundig und präzise im Blick auf die Fragestellungen der Untersuchung. Die theoretischen Bezüge werden dabei nicht aus den Augen verloren. Mit 71 Abbildungen in oft grenzwertiger Qualität. Mehr zum Buch: 978-3-7705-5996-1.html