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19. Juni 2017

Imaginiertes Österreich

Wenn ich an internationale Filme denke, die in Wien spielen, dann kommen mir sofort THE THIRD MAN von Carol Reed, DIE VIER IM JEEP von Leopold Lindtberg und BEFORE SUNRISE von Richard Linklater in den Sinn. Aber das ist natürlich nur eine kleine, persönlich geprägte Auswahl. In dem beeindruckenden Buch „Imaginiertes Österreich“ von Franz Grafl geht es auch nicht nur um Wien, sondern um die filmische Darstellung des ganzen Landes in den vergangenen rund hundert Jahren. Der Autor bewegt sich weitgehend chronologisch durch die Filmgeschichte und lässt sich in seinen Analysen auf manche Titel sehr ausführlich ein. Das sind zum Beispiel MERRY-GO-ROUND (1923) und THE WEDDING MARCH (1928) von Erich von Stroheim, THE CASE OF LENA SMITH (1929) und DISHONORED (1931) von Josef von Sternberg, LAC AUX DAMES (1933) von Marc Allegret, LILIOM (1934) von Fritz Lang, DODSWORTH (1936) von William Wyler, UN GRAND AMOUR DE BEETHOVEN (1937) von Abel Gance, GOODBYE, MR. CHIPS (1939) von Sam Wood, ONCE UPON THE HONEYMOON (1942) von Leo McCarey, LETTER FROM AN UNKNOWN WOMAN (1948) von Max Ophüls, IL PORTIERE DI NOTTE (1974) von Liliana Cavani, KLIMT (2006) von Raúl Ruiz. Eigene Kapitel sind der Verfilmung von Literatur, dem Habsburg-Mythos und dem Genre des Agenten- und Kriegsfilms gewidmet. Natürlich kommt auch der große Erfolgsfilm THE SOUND OF MUSIC (1965) von Robert Wise zur Sprache. Sehr genau unterscheidet der Autor zwischen Filmen, die in ihrer Zeit spielen, und Filmen mit historischen (zum Beispiel biografischen) Themen. Auch der osteuropäische Film ist in seinem Blickfeld. Schwarzweiß-Abbildungen in akzeptabler Qualität begleiten den Text, und es gibt einen 16seitigen Tafelteil mit Farbabbildungen. Personen- und Sachregister beschließen den Band, die umfangreiche Filmografie enthält leider keine Seitenverweise. Ein sehr lesenswertes Buch. Mehr zum Buch: www.boehlau-verlag.com/978-3-205-20397-1.html