29. November 2016
Tierfilme / Internationale Heimatfilme
In der Reihe „Filmgenres“ bei Reclam sind zwei neue Bände erschienen, es gibt jetzt also insgesamt 18. „Tierfilm“ ist als eigenes Genre schwer fassbar. Die Herausgeber Ingo Lehmann und Hans J. Wulff versuchen sich an einer eigen-ständigen Definition, die vor allem interessante Verbindungen zwischen Mensch und Tier herstellt und verspre-chen eine Auswahl, die „die ganze Breite der dramatischen, narrativen und poetischen Annäherung des Films an die Welt des Animalischen darzustellen versucht.“ 47 Filme werden in den einzelnen Texten vorgestellt, 14mal sind verschiedene Tiere versammelt, oft geht es dabei um den Tierschutz (SERENGETI DARF NICHT STERBEN). Immerhin haben es acht Hunde in die Auswahl geschafft, von LASSIE COME HOME (1943) bis zu WHITE DOG (1982). Vier Pferde, drei Affen und drei Bären, zwei Ratten, zwei Schafe und zwei Vögel waren für ihre Spezies noch relativ erfolgreich. Dann kommen noch neun einzelne Exemplare, in alphabetischer Reihenfolge: Büffel, Delphin, Esel, Huhn, Kamel, Nilbarsch, Pinguin, Wal und Ziege. Die entsprechenden Filmtitel sind durchaus bekannt. Erstaunlich ist allerdings, dass die Katze ausgespart wurde. Weder eine animierte (SUSI UND STROLCH, ARISTOCATS), noch eine real gespielte (zum Beispiel in LE CHAT, 1971, oder in THE LATE SHOW, 1977) hat bei den Herausgebern Interesse gefunden. Aber sie haben viele Filmwissenschaftler zur Mitarbeit gewonnen: zum Beispiel Matthias Bauer, Jens Eder, Britta Hartmann, Ursula von Keitz, Thomas Koebner, Sabine Nessel, Christine Noll Brinckmann und Jörg Schweinitz). Das Niveau der Texte ist entsprechend hoch. Coverfoto: GORILLAS IN THE MIST. Mehr zum Buch: Filmgenres__Tierfilm
„Heimatfilm international“, heraus-gegeben von Jürgen Heizmann, ist ein relativ schmales Bändchen. Gerade mal 25 Filme werden hier vorgestellt, mit deutlicher Distanz zum Heimatfilm der 1950er Jahre. Nur GRÜN IST DIE HEIDE wird als Prototyp analysiert, in einem klugen Text von Judith Kretzschmar. Insgesamt sind zehn deutsche Titel aufgenommen worden, zwei von Edgar Reitz, seine erste HEIMAT und seine bisher letzte, DIE ANDERE HEIMAT. Eröffnet wird der Band mit dem Film DER HEILIGE BERG (1926) von Arnold Fanck mit Leni Riefenstahl, den Alexandra Ludewig sehr sachkundig interpretiert. Je vier Filme stammen aus den USA und Frankreich, zwei aus Großbritannien, je einer aus Italien, der Schweiz, der UdSSR, Tschechien und Kanada. Da fehlen mir Irland (zum Beispiel THE QUIET MAN von John Ford), Spanien, Polen, wenigstens ein Land aus Skandinavien, von Afrika oder Lateinamerika gar nicht zu reden. An den einzelnen Texten ist nichts auszusetzen, sie sind informativ und gut formuliert. Man hätte gern ein paar mehr gelesen. Coverfoto: WILLKOMMEN BEI DEN SCH’TIS. Mehr zum Buch: Heimatfilm_international