19. November 2016
James Bond und der Zeitgeist
Eine Dissertation, die an der Universität Oldenburg ent-standen ist. Julia Kulbarsch-Wilke untersucht die James Bond-Filme im historischen Kontext. Es sind, beginnend mit DR. NO (1962), inzwischen 24 Titel, wobei der letzte, SPECTRE (2015), eher am Rande behan-delt wird, weil er erst nach Fertigstellung der Dissertation in die Kinos kam. Nach Klärung von Quellenlage und Stand der Forschung informiert die Autorin zunächst über wichtige Elemente der Erfolgsgeschichte, ausgehend von den Romanen Ian Flemings, die eine eigene Struktur haben. Die Filme beginnen in der Regel mit der „Gunbarrel-Sequenz“ (fokussiert auf einen Pistolenlauf), haben eine „Vortitelsequenz“, die den Wiedererkennungswert erhöhen soll, einen kunstvoll gestalteten Vorspann mit Titelmusik und kommen schnell zur Sache: zum Problem, das James Bond diesmal lösen soll. Das Set-Design spielt immer eine große Rolle. Dann werden von der Autorin die bisher sechs Bond-Inkarnationen vorgestellt: Sean Connery, George Lazenby, Roger Moore, Timothy Dalton, Pierce Brosnan und Daniel Craig. Im folgenden Kapitel geht es um Bond und die Politik: zuerst den Kalten Krieg, dann Energie- und Drogenprobleme, dann die Schauplätze Silicon Valley und Afghanistan, den Fall des Eisernen Vorhangs, Relikte des Kalten Krieges, Rohstoffknappheit, neue Feindbilder, die Terrorgefahr. Ist Bond ein amerikanisierter Actionheld oder eine britische Symbolfigur?, fragt die Autorin am Ende. Im umfangreichsten Kapitel setzt sich Julia Kulbarsch-Willke dann mit Bond und den Frauen auseinander. Darüber hat sie schon ihre Diplomarbeit verfasst. Es geht um die Typisierung der Bond-Girls in den 1960er, 70er, 80er Jahren, in der Brosnan-Ära und danach, um die Sekretärin Miss Moneypenny und schließlich um die Chefin M in den Jahren 1995 bis 2015, dargestellt von Judi Dench. Im letzten Kapitel werden Rezeption und Rückwirkung der Bond-Filme in den verschiedenen Jahrzehnten beschrieben. Die Autorin ist natürlich mit den Filmen bestens vertraut, verirrt sich selten im wissenschaftlichen Überbau und macht dadurch die Lektüre fast unterhaltsam. Mit 52 farbigen Abbildungen in guter Qualität und umfangreichem Literaturverzeichnis. Mehr zum Buch: 67400d4730453