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03. Mai 2016

Film Bild Kunst

2016.Film Bild Kunst2009 hat Jörg Schweinitz am Seminar für Film-wissenschaft der Universität Zürich ein Forschungs-netzwerk zur Ästhetik des vorklassischen Stummfilms initiiert. In jedem Semester fand seit 2010 ein „Early Cinema Collo-quium“ statt, und es wurden mehre-re Dissertations-projekte in Angriff genommen, die inzwischen weit-gehend abge-schlossen sind. Die Publikationen dürfen wir ab dem Sommer erwarten. Das Buch „Film Bild Kunst“, herausgegeben von Jörg Schweinitz und Daniel Wiegand, bereitet uns darauf vor. Es enthält elf Essays, die sich alle auf hohem Niveau mit der visuellen Ästhetik des vorklassischen Stumm-films beschäftigen. Bei Kristina Köhler geht es um „Bildbewegungen des Kinos um 1910 zwischen Geste und Vibration“, sie analysiert vor allem den Film NEPTUNE’S DAUGHTER (1914) von Herbert Brenon. Mattia Lento porträtiert die italienische Schauspielerin Lydia Borelli, die auf der Bühne und im Film präsent war. Daniel Wiegand widmet seinen Text der zentralen Idee des „schönen Filmbildes“, das oft in der Form von tableaux vivantes zur Kinoattraktion wurde. Valentine Robert richtet das Augenmerk auf die ersten Historienfilme und hat erstaunlich viele filmische Adaptionen des Gemäldes „Les dernières cartouches“ von Alphonse de Neuville entdeckt. Vito Adriaensens thematisiert den Einfluss der Kunstströmungen des „Bürgerlichen Realismus“ und des photographischen Piktoralismus auf den frühen Spielfilm in Frankreich und Dänemark. Jörg Schweinitz untersucht die Verbindung zwischen der Ästhetik deutscher Spielfilme der 1910er Jahre und der zeitgenös-sischen Kunsttheorie. In einer Analyse konkretisiert er das in der Bildästhetik zwischen Fläche und Tiefe des Films DIE LIEBE DER MARIA BONDE (1917/18) von Emerich Hanus. Evelyn Echle beschreibt ornamentale Oberflächen in Filmen von Ernst Lubitsch (SUMURUN) und Jevgeni Bauer (SUMERKI ZHENSKOI DUSHI/DÄMMERUNG EINER WEIBLICHEN SEELE). Jelena Rakin erkennt in der Farbgestaltung der frühen Filme durch Kolorierung Einflüsse der umfassenderen Farbkultur der Jahrhundertwende. Bei Frank Kessler geht es um die Steigerung der Bildeffekte durch die Nutzung von Filmtricks. Sarah Dellmann beschäftigt sich mit dem visuellen Klischee der Niederländerin im frühen Film. Der Band schließt mit einem Beitrag von Adrian Gerber über nicht-fiktionale Kriegs- und Propagandafilme des Ersten Weltkriegs. Die Abbildungen haben – wie immer bei den Zürcher Filmstudien – eine hervorragende Qualität. Mehr zum Buch: 472-film-bild-kunst.html