27. März 2016
JOHN GLÜCKSTADT (1975)
Ulf Miehe (1940-1989) war Autor und Filmregisseur. Seine drei Kriminalromane „Ich hab noch einen Toten in Berlin“, „Puma“ und „Lilli Berlin“ sind mir noch sehr präsent. Sein wichtigster Film, JOHN GLÜCKSTADT (1975), ist leider etwas in Vergessenheit geraten. Bei den Filmjuwelen ist jetzt eine DVD erschienen, die ich sehr empfehlen kann. Miehe hat die Novelle „Ein Doppel-gänger“ von Theodor Storm adaptiert. Erzählt wird die Geschichte des arbeitslosen John Hansen, der bei einem Einbruch gefasst wird, sechs Jahre im Zuchthaus Glückstadt verbringt, danach in seine Heimatstadt zurückkehrt, die Arbeiterin Hanna heiratet und nach der Geburt einer Tochter auf eine glückliche Zukunft hofft. Aber die junge Familie wird nicht integriert. John kann seine Vergangenheit nicht hinter sich lassen. Bei einem Streit mit Anna schlägt er sie so unglücklich, dass sie stürzt und kurz darauf stirbt. Öffentlich wird die Todesursache verheimlicht. Aber John muss seine Tochter einem Waisenhaus übergeben. In seiner Verzweiflung versucht er, sie zu entführen, um mit ihr nach Amerika zu fliehen. Der Film wurde in Schwarzweiß gedreht; Kamera: Jürgen Jürges. Die Hauptrollen spielen Dieter Laser (John Hansen), Marie-Christine Barrault (Hanna), Johannes Schaaf (Bürgermeister), Tilo Prückner (Nachbar Michel), Juliette Wendelken (Tochter Christine). Ein Zeitbild aus dem Norden Deutschlands in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Leider konnte Miehe danach nur noch einen Kinofilm drehen: die Komödie DER UNSICHTBARE (1987), mit der er nicht erfolgreich war; er schrieb Drehbücher für die Reihe DER FAHNDER und für den TATORT. Das Booklet zur DVD stammt von Oliver Bayan. Mehr zur DVD: %22filmjuwelen%22