12. Februar 2016
Deutschland 1966
Heute beginnt die Retro-spektive der Berlinale, die dem deutschen Film des Jahres 1966 gewid-met ist. Die begleitende Publikation, herausge-geben von Connie Betz, Julia Pattis und Rainer Rother, finde ich beein-druckend. Sie enthält sieben Essays und sechs „Dokumente“. Die Essays stammen von Bert Rebhandl („Anpas-sung und Bewusstwerdung. Filmische Sondierungen in der Bundes-republik Deutschland“), Ralf Schenk („Das schlimme Jahr. Die verbotenen DEFA-Filme von 1965/66 und ihre Vorgeschichte“), Andreas Kötzing („Blinde Flecken. Das Jahr 1966 und die deutsch-deutschen Filmbeziehungen“), Klaudia Wick („Am Ende der Anfangsjahre. Deutsches Fernsehen in Ost und West zwischen Etablierung und Neuorientierung“), Britta Hartmann („Bilder und Stimmen aus ferner Gegenwart. Die Dokumentarfilme des Jahres 1966“), Claudia Lenssen („Frauen-Rollen-Bilder 1966. Die Gleich-zeitigkeit des Ungleichzeitigen“) und Claus Löser („Das andere Kino. Ein Blick auf die spielerischen und experimentellen Filme des Jahres 1966“). Alle Autorinnen und Autoren sind für ihr Thema kompetent und insofern bestens ausgewählt. Sehr interessant sind die „Dokumente“, die vor allem aus faksimilierten Briefen, Texten und Aktenvermerken bestehen. Sie werden von Ralf Dittrich (zu BERLIN UM DIE ECKE), Barbara Barlet (zu DER VERLORENE ENGEL), Ilka Brombach (zu den Auswirkungen des 11. Plenums auf die Filmhochschule Babelsberg), Peter C. Slansky (zur Entwicklung der Filmausbildung in der Bundesrepublik Deutschland), Christiane von Wahlert (zur FSK und dem Kampf um die Sittlichkeit) kommentiert. Das letzte Dokument stammt von Harun Farocki: „Als ich 22 war“; es wurde vermutlich 1979 geschrieben, sollte in der Zeitschrift Filmkritik veröffentlicht werden und ist hier erstmals publiziert. Die Lektüre all dieser Dokumente fand ich besonders spannend. Coverfoto: MAHLZEITEN von Edgar Reitz. Mehr zur Publikation deutschland-1966