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03. Januar 2016

Die Indienfilme von Fritz Lang

Die_Fritz_Lang_IndienEdition__Doppelamaray_DVD_Box_888751382091_2D.600x600DAS INDISCHE GRABMAL hieß 1921 der zweiteilige Film von Joe May nach einem Drehbuch von Fritz Lang und Thea von Harbou. Das Remake von Richard Eichberg entstand 1937/38 und trug die Titel DER TIGER VON ESCHNAPUR und DAS INDISCHE GRABMAL; einen Verweis auf die Co-Autorenschaft des emigrierten Fritz Lang gab es damals natürlich nicht mehr, nur auf den Roman von Thea von Harbou. Artur Brauner bot Fritz Lang 1956 an, die Indienfilme noch einmal für die CCC zu realisieren. Das Drehbuch schrieb Lang zusammen mit Werner Jörg Lüddecke, gedreht wurde in Berlin und in Indien. Der zweiteilige Film kostete 4,68 Mio. DM, führte zu heftigen Streitigkeiten zwischen Regisseur und Produzent, spielte ein Vielfaches ein, wurde von der westdeutschen Kritik verachtet, von der französischen Kritik geschätzt und lässt sich heute sehr entspannt als Abenteuerfilm der 1950er Jahre betrachten. Er erzählt die Geschichte eines deutschen Architekten, der in Indien Schulen und Krankenhäuser bauen soll und sich dort in eine Tänzerin verliebt, die – was er nicht weiß – mit dem Maharadscha verlobt ist. Bei Universum-Film ist jetzt eine Doppel-DVD erschienen, die ich empfehlen kann. Nützlich ist in diesem Zusammenhang die Lektüre des Fritz Lang-Buches von Norbert Grob. Ich zitiere einen Absatz über die Bauten des Films: „An der unterschiedlichen Architektur zwischen West und Ost verdeutlicht Lang Haltung und Spielraum seiner Figuren: Da ist der Deutsche in Indien, mit architektonischen Modellen im Gepäck, die er bereits in Europa hergestellt hat und nun zusammensetzt wie ein Fertighaus-Spielzeug. Man sieht horizontale Kompositionen, so makellos proportioniert wie gediegen und zweckmäßig, die eine deutliche Nähe zur deutschen Bauhaus-Tradition von Walter Gropius und Mies van der Rohe erkennen lassen. Das zwanzigste Jahrhundert will er ins entlegene Eschnapur bringen. Dies impliziert gleichzeitig eine Abneigung gegen Pracht und Schmuck, eine Ablehnung von Farbe und Schnörkeln. Indischer, detailverliebter Prunk also als Gegensatz zum europäischen, funktionalen Baukastenstil. Dies ist für Lang der Trick, um visuell klarzustellen, wie sehr sein Held in der orientalischen Fremde herumirrt: als Akteur und Opfer gleichermaßen.“ (S. 349). Mehr zur DVD: das-indische-grabmal.html