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06. September 2015

ICH WILL MICH NICHT KÜNSTLICH AUFREGEN

2015.DVD.Künstlich aufregenDies war sein Abschlussfilm an der dffb, gefördert von rbb und medienboard berlin-branden-burg. Sein Thema: Kultur-förderung, Geld, Demokratie. Martin Linz (Buch, Regie, Schnitt) erzählt von den Problemen der Kuratorin Asta Andersen (gespielt von Sarah Ralfs), deren Ausstellungs-projekt „Das Kino. Das Kunst“ nicht gefördert wird, nachdem sie sich in einem Radio-Interview kritisch über die Medienlandschaft geäußert hat. Sie holt sich Hilfe bei einem indischen Freund, ihre Mutter (gespielt von Hannelore Hoger) legt ein gutes Wort für sie beim Bundespräsidenten Gauck ein, und am Ende verspricht ihr die Berliner „Oberkulturinzensentin“ (gespielt von Nina Tecklenburg) einen positiven Förderungsbescheid. Das klingt wie eine Satire, wirkt aber über weite Strecken durchaus ernst. In die erzählte Geschichte dringen viele authentische Momente ein, zuletzt sind es Aufnahmen von der 20. Lärmdemo gegen Verdrängung, sinkende Löhne und Rassismus im August 2013 am Kotti. Es gibt zahlreiche mediale Erinnerungen zu sehen und zu hören: an Rainer Werner Fassbinders Serie ACHT STUNDEN SIND KEIN TAG (ihre politische Botschaft zur Primetime wird mit Bewunderung rekapituliert), an die amerikanische Sitcom SEINFELD (sie wird in einem Dialog präsent gemacht), an Tarkowskijs Film SOLARIS (Asta sitzt neben einem Projektor, der den Film auf eine Leinwand projiziert), an die WOCHENSCHAU II der dffb (sie wird in einem Ausschnitt als Beispiel für ein Online-Archiv deutscher Hochschulen gezeigt). Texte von Adorno und Brecht werden zitiert, Protagonisten des integrativen Theaters RambaZamba haben intensive Szenen, und die Kleidung von Asta weckt Assoziationen an die Fashion Week. Auch von der Innenausstattung der Akademie der Künste am Hanseatenweg ist viel zu sehen. Also: ein Berlin-Film mit einer eigenen Handschrift. Bei der Filmgalerie 451 ist jetzt die DVD erschienen. Zum Bonus-Material gehört die Webserie DAS OBERHAUSENER GEFÜHL (2012). Mehr zur DVD: kunstlich-aufregen/