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27. August 2015

Verlustkino

2015.VerlustkinoGekürzte und über-arbeitete Version einer Dissertation am Lehrstuhl für Medien-wissenschaft der Universität Regensburg. Sascha Keilholz hat von 2000 bis 2011 als Lektor für die Redaktion Fernsehfilm / Sonder-projekte des NDR gearbeitet und war Stellvertretender Chefredakteur von „critic.de“. Thema seiner Arbeit ist „Trauer im amerikanischen Polizei-film seit 1968“. Der sehr reflektierte Prolog ist inspiriert von Robert Lebecks bekannter Fotografie „Jackie Kennedy and Lee Radziwill“. Sie zeigt die beiden Schwestern bei der Trauerfeier für Robert F. Kennedy. Es ist das Jahr 1968. Keilholz thematisiert die Bilderproduktion in Kriegszeiten, es geht, zunächst auf einer theoretischen Ebene, um Dispositive der Macht, um Verlust-Diskurse, um amerikanische Mythologie. Diese drei Blickwinkel stehen auch bei fünf konkreten Filmanalysen im Mittelpunkt. Mit großer Genauigkeit und erstaunlichem Erkenntnisgewinn untersucht der Autor die Filme POINT BLACK (1967) von John Boorman, THE WILD BUNCH (1969) von Sam Peckinpah, COOGAN’S BLUFF (1968) und DIRTY HARRY (1971) von Don Siegel und ELECTRA GLIDE IN BLUE (1973) von James William Guercio. Er konstatiert eine Hybridisierung der Genres Western, Kriegsfilm und Polizeifilm und, das ist die zentrale These, eine Zäsur in der amerikanischen Kultur. Der progressive Blick in die Zukunft wird damals zerstört, viele Ideale einer freien Gesellschaft gehen verloren. Zeitgleich lässt sich das in den Filmen des „New Hollywood“ beobachten. In seinem Epilog schlägt Keilholz eine Brücke in unsere Zeit, wenn er den Film MIAMI VICE (2006) von Michael Mann auf dessen Umgang mit amerikanischer Mythologie, mit Dispositiven der Macht und mit Verlust-Diskursen untersucht. Im „Ausblick“ werden natürlich auch die aktuellen amerikanischen TV-Serien erwähnt. Ein interessanter Text zum amerikanischen Kino. Mit Abbildungen in guter Qualität. Umschlagzeichnung: Tony Stella. Mehr zum Buch: 1968.html