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21. Juli 2015

Signaturen der Erinnerung

ballhausen_cover.indd„Über die Arbeit am Archiv“ heißt, relativ nüchtern, der Untertitel dieser Publikation. Ihr Autor, Thomas Ball-hausen (*1975), leitete das Studienzentrum des Film-archiv Austria, ist  auch in den Bereichen Literatur und andere Künste tätig, war vor fünf Jahren zum Ingeborg-Bachmann-Preis eingeladen, schreibt Prosa, gibt Phantastikliteratur heraus, übersetzt, zeichnet Comics. Er ist alles andere als ein prototypischer Archivar. Sein weiter Horizont und sein kreativer Anspruch prägen auch diese Publikation. Sie beginnt und endet mit einem Song („on the different meanings of being framed“). Dann reflektiert sie im ersten Kapitel („Aufrisse und Plateaus“) Aspekte der Theorie, Geschichte und Funktion der (Film-)Archive, formuliert Konditionen des Bewahrens, verbindet Erinnerungsdiskurs und Archivsystem, referiert kurz die internationale Geschichte der Filmarchive, blickt auf „audio-visuelle Bestände“, formuliert Gedanken zur „Politik des Archivs“, trennt Preservation und Präsentation, erinnert an den „Brighton-Effekt“ mit der Rückbesinnung auf den frühen Film und schließt mit den Begriffen „Narrativität“ und „Temporalität“. Das zweite Kapitel betitelt der Autor „Regeln und Relationen“. Es beginnt 1895 mit Pöch, Freud, Röntgen und dem Kino. Der folgende Teil über „Filmzensur als historisches und quellenkundliches Element“ ist relativ umfangreich. Um den Horrorfilm geht es dann mit dem „Körper als Austragungsort“. Mit dem Film FANTOMAS (1931) von Paul Fejos und seiner Vorgeschichte (Louis Feuillade) wird das Verhältnis Stummfilm/Tonfilm thematisiert. Es folgen: der Pornofilm, der Avantgardefilm, der Film Noir, der Punk Film, eine kurze Analyse von 28 DAYS LATER und ein Blick auf den aktuellen japanischen Horrorfilm. Im dritten, abschließenden Kapitel („Prophetie und Poetik“) verknüpft Ballhausen Choreografie und Archiv. Seine Absicht insgesamt: das Archiv aus einer Enge zu befreien, neue Verbindungen herzustellen, das Denken zu erweitern. Er nimmt uns auf eine interessante Reise mit. Man muss ihm nur folgen. Mehr zum Buch: signaturen-der-erinnerung.html