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08. Juli 2015

Filmpräferenzen der Europäer 1896-1939

2015.Wechselnde VorliebenDas Kinopublikum steht eher selten im Mittelpunkt einer filmhistorischen Untersuchung. Bei Joseph Garncarz geht es um die Filmpräferenzen der Europäer von 1896 bis 1939. Der Autor konstatiert „Wechselnde Vorlieben“. Auf der Basis von „Film-erfolgsranglisten“ hat er feststellen können, wie sich die Vorlieben in acht europäischen Ländern verändert haben, in Groß-britannien, Frankreich, Deutschland, den Nieder-landen, Österreich, der Tschechoslowakei, Polen und Norwegen. Um 1900, als das Kino vor allem auf dem Jahrmarkt anzutreffen war, war es dem Publikum ziemlich egal, aus welchen Ländern die gezeigten Filme stammten, wichtig war zunächst die Vielfalt der Sujets, die durch das Kurzfilmprogramm garantiert war. Eine kulturelle Differenzierung der Filmpräferenzen setzte in den 1910er Jahren ein. Es etablierten sich die Kinodramen in größerer Länge, die inzwischen in eigenen Lichtspielhäusern präsentiert wurden. Um die Dialoge im Stummfilm zu vermitteln, arbeitete man mit Zwischentiteln, die sich auch in andere Sprachen übersetzen ließen. In den größeren Ländern entwickelte sich eine Vorliebe für die Filme der nationalen Produktion, nur Hollywood war davon ausgenommen, das sich in den zwanziger Jahren den europäischen Markt eroberte und eine wichtige Rolle spielte. Deutsche Filme hatten in Europa relativ großen Erfolg, bis in den 1930er Jahren die Nazis an die Macht kamen. Die Studie von Garncarz orientiert sich an den nationalen Ranglisten, aber er untersucht auch demografische Entwicklungen, Bildungsunterschiede und die Einflüsse politischer Spannungen. Insgesamt eine interessante Publikation. Mehr zum Buch: buecher_W_694_1/