21. Juni 2015
DIE FRAU DES POLIZISTEN
Für diesen Film hat Philip Gröning 2013 in Venedig den Spezialpreis der Jury erhalten. In Deutschland bekam er überwiegend gute Kritiken, aber beim Deutschen Filmpreis wurde er nicht einmal nominiert. Seine Erzählweise ist eigenwillig. Wir sehen die Situation einer dreiköpfigen Familie in der nord-deutschen Provinz. Der Vater ist Polizist, die Mutter versorgt Haushalt und Kind, die vierjährige Tochter könnte eine schöne Zukunft haben. Aber der Vater arbeitet zu viel, hat Nebenjobs, um sein Gehalt aufzubessern, ist eifersüchtig und jähzornig, es kommt zu Gewaltausbrüchen gegenüber der Frau. Die Zerstörung der Familie ist unabwendbar. Der Film dauert fast drei Stunden. Er strukturiert die Geschichte in 59 Kapiteln, die jeweils mit „Anfang“ und „Ende“ gekennzeichnet sind. Er nimmt sich Zeit. Es dominieren die Bilder (Gröning stand auch selbst hinter der Kamera). Gedreht wurde – wie eigentlich immer bei ihm – ohne vorgegebenes Drehbuch mit viel Improvisation der Darsteller. Die Eltern (David Zimmerschied und Alexandra Finder) sind beeindruckend. Es gibt keine Filmmusik, nur Geräusche. Ich hätte dem Film einen größeren Erfolg gewünscht. In der Filmgalerie 451 ist inzwischen die DVD erschienen. Sie enthält als Bonusmaterial „Deleted Scenes“ (8 Minuten), Beobachtungen „Behind the Scenes“ (9 Minuten) und ein Gespräch zwischen Philip Gröning und Karsten Visarius, das im Deutschen Filmmuseum stattgefunden hat (26 Minuten). Mehr zur DVD: die-frau-des-polizisten/