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23. April 2015

Grenzgänge zwischen Literatur und Film

2015.Grenzgänge kleinerSeine Grenzgänge nicht nur zwischen Film und Literatur, sondern auch zwischen Film und Musik mit Seitenblicken zu Kunst und Philosophie sind so bewundernswert, weil sie den Horizont der Wahr-nehmung von Film und Filmgeschichte erweitern und damit unsere Erkenntnisse vergrößern. Das beweist auch der vorliegende Textband, in dem uns Thomas Koebner 14 Aufsätze aus den Jahren 2007 bis 2012 und zwei bisher unveröffentlichte Essays zugänglich macht. Vier Kapitel strukturieren das Buch: 1. Motive und Genres. Da geht es zuerst, ausgelöst durch Hermann Brochs Roman, um die Schlafwandler, die Hypnotisierten im deutschen Stummfilm, um Cesare im CALIGARI, um das Doppelleben in DER ANDERE, um Werner Krauss in GEHEIMNISSE EINER SEELE, um Ellen in NOSFERATU und um ihre Sinnbildhaftigkeit. Es folgen die Boten aus dem Jenseits, bei Lessing, bei Schiller, bei Döblin, in Sjöströms DER FUHRMANN DES TODES, Langs DER MÜDE TOD, bei Bergman und Josef von Baky, bis hin zum Auftritt von Asphodel in Altmans A PRAIRIE HOME COMPANION. Ein großer Bogen. Dann: die Schlachtinszenierung, bei Griffith, Milestone, Eisenstein, Kubrick, Bodartschuk, Kurosawa, Malick, Gibson, Spielberg und in King Vidors ‚Mutter’ aller Antikriegsfilme, THE BIG PARADE. Es folgt ein Essay zum Motiv des grotesk-hässlichen Menschen, ausgehend von Tersites, dem hässlichsten Mann Trojas, mit vielen Filmbeispielen (natürlich fehlt THE HUNCHBACK OF NOTRE DAME nicht), endend mit dem Mimen in Wagners „Ring der Nibelungen“. Schließlich noch: „Skeptische Notizen zum Motiv des Rassenwahns“. Hier dominiert die Literatur den Film. 2. Randexistenzen. Hier geht es um die Entdeckung polarer Eiswelten (in Mary Shelleys „Frankenstein“-Roman, in den Bildern von Gustav Doré und Caspar David Friedrich, in den Filmen von Arnold Fanck, Charles Frend, Robert Flaherty, Zacharias Kunuk), um den Fluchtpunkt Wüste (bei Salomon Gessner, André Gide, in zahlreichen Filmen, darunter in John Fords THREE GODFATHERS, bis hin zu UNE HISTOIRE DU VENT von Joris Ivens und Marceline Loridan), um die Sturmflut (mit vielen Verweisen auf THE HURRICANE von John Ford). 3. Bilderkunst. Das sind fünf Essays: über die Künstlerbiografien CAMILLE CLAUDEL, FRIDA und SÉRAPHINE, über Bildkompositionen im Film, über die Verständlichkeit von Filmbildern als Konsequenz ihrer Montage (mit einer schönen Passage zu Yasujiro Ozu), über die Lichtinszenierung in Filmen Stanley Kubricks und über den „Blick aus dem Fenster“ als symbolisches Arrangement in der Malerei, in der Literatur und im Film. 4. Filmische Stile. Ich nenne nur noch die Namen der Protagonisten: Joseph Roth, Frank Borzage, Ingmar Bergman. Eigentlich ist dies ein „Filmbuch des Monats“. Aber das ist in diesem Monat ja schon ein anderes Buch von Thomas Koebner… Also machen wir es einfach zum „Buch der Woche“. Jeder Text wird von einem Foto eingeleitet. Coverfoto: Motiv aus dem Film HIMMEL ÜBER DER WÜSTE von Bernardo Bertolucci. Mehr zum Buch: literatur-und-film.html