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05. März 2015

Vlado Kristl

2015.KristlDieses Buch ist, im besten Sinne, eine Zumutung. Es verlangt von der Leserin, dem Leser mehr Geduld, Mitdenken und Empathie als die meisten anderen Publikationen. Zeichnungen und Briefe schieben sich ineinander. Die Adressaten sind mehr oder weniger bekannt. Die Briefe stammen von Vlado Kristl (1923-2004), dem Maler, Filmemacher, Schriftsteller, Künstler, der die Welt, in der er lebte, immer grundlegend in Frage gestellt hat. TOD DEM ZUSCHAUER hieß einer seiner Filme. Er hat sich jeder Konvention verweigert. Er wurde in Zagreb geboren, kam 1963 nach München, und diese Stadt wurde auch weitgehend sein Zuhause. Gelegentlich ist er nach Frankreich geflohen. Seine Zeichnungen und Briefe sind oft zärtlich und sensibel, aber auch ungeduldig und provokant. Der schriftliche Nachlass von Kristl befindet sich in der Deutschen Kinemathek. Wolfgang Jacobsen hat jetzt im Verbrecher Verlag eine Auswahl herausgegeben. Seine Anmerkungen kommentieren nicht die einzelnen Briefe und Zeichnungen, sondern begleiten die faksimilierten Dokumente wie ein Essay. Das ist hilfreich, erfordert vom Leser aber (siehe oben) vor allem Geduld. Die Empfänger der Briefe sind seine Großmutter, seine Kinder Pepe und Madeleine, Gabi (das ist seine wichtigste Galeristin Gabriele Frey in Berlin), Uwe und „Petruschka“ (das sind Uwe und Petra Nettelbeck, die mit ihm 1964 den Film DER DAMM gedreht haben), die von ihm offenbar sehr geliebte Dany (die Galeristin Dany Keller in München), Dieter (der Produzent Dieter Reifarth in Frankfurt), der Verleger Ernst Brücher, Klaus Volkmer von Münchner Filmmuseum. Thematisiert werden seine Lebensbedingungen, das Projekt eines Video-Theaters, das Projekt „SchStT“ (Abkürzung für Schweinestalltür), andere Projekte und Ideen. Die Briefe sind teils mit der Hand, teils mit der Maschine geschrieben. Cover: Fax an Dieter Reifarth 1999. Mehr zum Buch: /book/detail/773