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22. März 2015

VARIETÉ

4260213911012Nach zehn Jahren Haft erzählt der frühere Trapezartist Boß (Emil Jannings) dem Gefängnis-direktor seine Lebens-geschichte, die in einem Eifersuchtsdrama kulminierte. Er hat seinen Nebenbuhler (Warwick Ward) erstochen. Lya de Putti ist als Tänzerin Berte-Marie die Frau zwischen den beiden Männern. Für den Regisseur E. A. Dupont war der Film der Einstieg in eine kurzfristige internationale Karriere. Der Kritiker Herbert Ihering schrieb 1925: „Ein Erfolg der Regie, der Photographie, der Darstellung. Es gibt in Varieté Bildfolgen, die geradezu beispielhaft für den Film überhaupt sind; beispielhaft für seine Sondergattung, für seinen Unterschied vom Wortdrama. Herrlich die Luftaufnahmen im Wintergarten. Herrlich die Gegensätze von Rummelplatz und elegantem Varieté. Eine phänomenale Leistung von Karl Freund.“ Jahrelang gab es von dem Film nur schlechte Kopien, im vergangenen Jahr hat ihn die Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung in Zusammenarbeit mit dem Filmarchiv Austria digital restauriert. Die viragierte Fassung war erstmals im Februar bei der Berlinale zu sehen und ist jetzt auch als DVD verfügbar. Sie ist in vielerlei Hinsicht beeindruckend: in der Kameraführung, in der Montage, im Spiel der Darsteller. Andreas Conrad hat anlässlich der Berlinale-Aufführung im Tagesspiegel einen schönen Text über den Film und seine Restaurierung publiziert: der-sternenhimmel-ueber-berlin/11334396.html. Problematisch an der Musik-Einspielung der „Tiger Lillies“ finde ich den Gesang von Martyn Jacques, der ständig den Filmtitel „Variety“ wiederholt und von den Zwischentiteln ablenkt. Im Bonusmaterial ist die amerikanische Fassung des Films enthalten (75 min.), hier spielt Peer Kleinschmidt an der Welte-Orgel eine weniger aufdringliche Begleitmusik. Das Booklet enthält Textbeiträge von Michael Wedel, Guido Altendorf und Anke Wilkening zum Film und zur Rekonstruktion. Mehr zur DVD: projekt-variete