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25. Januar 2015

ROTE FAHNEN SIEHT MAN BESSER

2014.DVD.Rote FahnenFür den Dokumentarfilm waren die 1970er und 80er Jahre eine Zeit entscheidender Verän-derungen: technisch, ästhetisch und inhaltlich. Dies wurde 2014 auf dem CineGraph-Kongress in Hamburg thematisiert. Eine DVD mit vier Filmbeispielen ist dazu bei AV Visionen erschie-nen. Am bekanntesten ist natürlich der Film ROTE FAHNEN SIEHT MAN BESSER (1970/71) von Theo Gallehr und Rolf Schübel. Er schildert die Betriebsstilllegung der Phrix-Werke in Krefeld aus der Sicht von vier entlassenen Kollegen. Zwar kommt auch die Konzernleitung zu Wort, aber die Gespräche mit den Betroffenen, ihre Besuche auf dem Arbeitsamt, ihre Existenzsorgen, ihre spürbare Politisierung stehen im Mittelpunkt des Films. Er wurde für den WDR gedreht (Redaktion: Martin Wiebel), enthielt in der Originalfassung u.a. ein Protestlied des Sängers Dieter Sieverkrüp, das für die Fernsehausstrahlung entfernt wurde, und galt schon durch seinen Titel als programmatisch für den „neuen“ Dokumentarfilm in der Bundesrepublik. Die DVD enthält die ungekürzte 100-Minuten-Fassung des Films, damals gedreht im 16mm-Format, schwarz/weiß. Wunderbar ist der zweite Film auf der DVD: WÄSCHERINNEN (1972) von Jürgen Böttcher, 23 min, 35mm, schwarz/weiß. Zwei Lehrlinge erzählen zwischen riesigen Waschmaschinen und viel Dreckwäsche von ihren Träumen und Wünschen im Alltag der DDR. Eigentlich als eine „Auftragsarbeit“ gedacht, unterläuft Böttcher durch seine Beobachtung (Kamera: Werner Kohlert) jede damals vorgegebene oder von den Auftraggebern erwartete Botschaft. Die beiden anderen Filme auf der DVD sind UPPER CLYDE SHIPBUILDERS (1971) von der Gruppe Cinema Action und THEBADFILM (1981-85) von Jürgen Mainusch und Christian Bau. Das Booklet (Redaktion: Swenja Schiemann) ist sehr informativ. Mehr zur DVD: page=0&art=3048