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08. Januar 2015

Die Hochstapelei des Tom Ripley

2015.RipleyEs sind eigentlich zwei Themen, die sich in dieser Dissertation aus Dresden überzeugend verbinden: die Hoch-stapelei als spezielle männliche Attitüde und die Figur des Tom Ripley in dem Romanzyklus von Patricia Highsmith und seinen verschiedenen Verfilmungen. Wieland Schwanebeck reflektiert zunächst sehr umfassend über die Begriffsgeschichte der Hochstapelei, über die besondere Rolle der Hochstaplererzählung in den USA, über Hochstaplermotive in der Literatur und stellt die Hochstapelei in den größeren Zusammenhang der „Männlichkeitsforschung“. Das sind immerhin 100 wissenschaftlich abgesicherte Seiten mit 185 Fußnoten und einigen Seitenhieben auf wissenschaftliche Hochstapler, die als Plagiatoren entlarvt wurden. Dann geht es im zweiten Teil auf 250 Seiten vor allem um die Romane von Patricia Highsmith, die bisher erstaunlich wenig von der Wissenschaft zur Kenntnis genommen wurden. Der Autor lässt sich sehr genau auf „The Talented Mr. Ripley“ (1955), „Ripley Under Ground“ (1970), „Ripley’s Game“ (1974), „The Boy Who Followed Ripley“ (1980) und „Ripley Under Water“ (1991) ein, findet literarische Parallelen, formuliert Überlegungen zur Ästhetik der Fälschung und spannt den Bogen zu den Frauen in der Ripley-Reihe und der Auseinandersetzung mit der Weiblichkeit. Den Romanen zugeordnet sind ausführliche Darstellungen zu den Verfilmungen, zu PLEIN SOLEIL (1960) von René Clement mit Alain Delon als Ripley, RIPLEY UNDERGROUND (2003) von Roger Spottiswood mit Barry Pepper, THE TALENTED MR. RIPLEY (1999) von Anthony Minghella mit Matt Damon, DER AMERIKANISCHE FREUND (1980) von Wim Wenders mit Dennis Hopper, RIPLEY’S GAME (2002) von Liliana Cavani mit John Malkovich. Selbstinszenierung und Körpersprache der Ripley-Darsteller werden von Schwanebeck präzise beschrieben, vorausgesetzt, man hat die Filme noch in guter Erinnerung. Wenige, aber hilfreiche Abbildungen in akzeptabler Qualität. Mehr zum Buch: 978-3-412-22363-2.html.