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03. Dezember 2014

Niklaus Schilling

2014.SchillingDies ist das erste Buch über den Filmemacher Niklaus Schilling. Und weil der Autor, Karl Prümm, Filme wirklich lesen und ein-drucksvoll erschließen kann, ist Schillings Werk bei ihm in besten Händen. Es geht um Geschichten, um Bilder, um Genres und um politische Kontexte in der Zeit zwischen den frühen 1970er und den späten 90er Jahren. Schilling (*1944) kam mit 21 aus der Schweiz nach Deutschland und drehte 1971 seinen ersten Spielfilm, NACHTSCHAT-TEN, der im Forum der Berlinale uraufgeführt wurde. Es folgten zehn weitere Spielfilme. DIE VERTREIBUNG AUS DEM PARADIES (1977) habe ich im Rahmen der Duisburger Filmwoche gesehen, alle anderen Schilling-Filme entweder bei der Berlinale oder bei den Hofer Filmtagen, sie waren für mich immer ein Ereignis. Meine Lieblings-filme sind RHEINGOLD (1978) mit Elke Haltaufderheide und Rüdiger Kirschstein (ein klassischer, aber auch ganz neu gedachter Eisenbahnfilm), DER WILLI-BUSCH-REPORT (1979) mit Tilo Prückner im Messerschmitt-Kabinenroller an der deutsch-deutschen Grenze und DER WESTEN LEUCHTET! (1982) mit Armin Mueller-Stahl als Stasi-Agent, der fast den Verführungen des Kapitalismus erliegt. Schilling, der nicht zu den großzügig geförderten Regisseuren des Neuen Deutschen Films gehörte, hat früh die Möglichkeiten der Arbeit mit Video erkannt und erprobt (ZEICHEN UND WUNDER, DIE FRAU OHNE KÖRPER UND DER PROJEKTIONIST), andererseits aber seine Filme DER ATEM (1989) und DEUTSCHFIEBER (1992) bewusst in 35mm gedreht. „Die filmische Poetik“, wie sie Karl Prümm in seinem Schlusskapitel beschreibt, ist der Kern im Werk dieses Regisseurs, der über alle Jahre eng mit seiner Produzentin und Lebensgefährtin Elke Haltaufderheide zusammengearbeitet hat. Es wäre schön, wenn er noch das Projekt ‚Sein Kind’ realisieren könnte, das ihn seit fast zwanzig Jahren beschäftigt. Eigentlich sollte das Buch über Niklaus Schilling zu seinem 70. Geburtstag im April erscheinen. Aber die Verzögerung hat sich gelohnt. Denn dies ist definitiv eine herausragende Werkanalyse über einen der interessantesten Regisseure des deutschen Films der letzten Jahrzehnte. Und die schreibt man nicht aus dem Handgelenk. Mehr zum Buch: buch/728