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02. Dezember 2014

Helmut Herbst 80

2014.HerbstHeute wird der Filmemacher Helmut Herbst 80 Jahre alt. Wir haben uns 1969 an der dffb kennen gelernt, da war er der „Trick-filmer“ aus Hamburg. Er hatte die Filmmacher Cooperative mitbegründet, drehte experimentelle Filme und Filme über Kunst. Er war als Dozent in gewisser Weise der Antipode zu Klaus Wildenhahn, dem Dokumentaristen. Beide verband andererseits eine reflektierte Haltung zu Ästhetik und Politik. Wenn sich die Diskussionen an der DFFB verselbständigten, zog sich Helmut in die Dunkelkammer zurück, eine umgebaute Toilette. Anfang der Siebziger bekam er einen eigenen Trickraum. Dort traf sich ein Kreis speziell interessierter Studenten und lernte viel von ihm. Er ist ein Individualist: rigoros und direkt, sensibel und gelegentlich auch sentimental. Wenn er lacht, hört man das in weiter Entfernung, wenn er wütend war, ging schon mal eine Tür kaputt. Unter den Dozenten war mir Helmut manchmal sehr nahe, manchmal auch fern. Wir verließen beide 1979 die DFFB. Er ging zunächst an die University of the West Indies in Kingston, Jamaica (ich weiß nicht mehr, warum er das tat) und wurde dann 1985 Professor an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach. Ich denke, dass uns noch immer eine Freundschaft verbindet. Ich habe aus der Ferne verfolgt, wie er sich in Offenbach um die Ausbildung junger Filmemacher verdient gemacht hat (ich halte Helmut für einen herausragenden Pädagogen). Ich habe natürlich seine Filme gesehen, zum Beispiel eine deutsche revolution (1981/82) und die serpentintänzerin (1991). Es gibt Gelegenheiten, wo man sich trifft. Er wird auch etwas geduldiger, und als Ratgeberin hat er seit mehr als dreißig Jahren seine Lebensgefährtin, die wunderbare Cutterin Renate Merck. 1999 wurde er emeritiert, 2008 schickte er mir sein Gesamtwerk auf DVD – mit dem Vermerk: „Nachlass zu Lebzeiten“, und vor 14 Tagen kam von ihm die Blue-Ray der SERPENTINTÄNZERIN. Zurzeit engagiert er sich in der Frage der Rettung des deutschen Filmerbes. Die 500er-Liste des Deutschen Kinemathekenverbundes kann er als Lösung nicht akzeptieren. Nachzulesen in einem Artikel im Film & TV-Kameramann (12/2014). Herzlichen Glückwunsch zum 80., lieber Helmut, bleib gesund und engagiert!

Foto: Helmut in seinem Cinegrafik-Studio im Odenwald-Dorf Birkert, fotografiert von Guido Schiek.