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23. Dezember 2014

Gus Van Sant

2014.Van SantSein Thema sind die Grenzgänger, die Heimatlosen, die Außenseiter. Dabei ist Gus Van Sant (*1952) selbst ein Grenzgänger und Außenseiter im Hollywood-Kino. Er hat als Regisseur bisher 15 Filme realisiert, zunächst ganz im Independent-Bereich, dann – nach dem internationalen Durchbruch mit GOOD WILL HUNTING (1997) – im Fahrwasser des US-Mainstreams und ist mit seinen letzten Filmen zu seinen Ursprüngen im unabhängigen Kino zurückgekehrt. Die Aufmerksamkeit bei den großen Festivals, zum Beispiel in Cannes, ist ihm sicher. 2003 erhielt er für ELEPHANT die Goldene Palme. Christian Weber hat 2012 an der Universität Mainz mit der Dissertation „Looking for a Place Like Home – Identitätssuche und queere Sehnsucht im Kino von Gus Van Sant“ promoviert; das jetzt bei Bertz + Fischer publizierte Buch ist eine überarbeitete und aktualisierte Fassung der Dissertation. Im Mittelpunkt stehen gut lesbare und höchst lesenswerte Analysen der 15 Filme. Es ist erstaunlich, wie der Autor diese Filme, ihre thematische Komplexität, die filmhistorischen Vorbilder und die ästhetischen Entscheidungen des Regisseurs darstellt und entschlüsselt. Er verirrt sich dabei nie in einem theoretischen Überbau, bleibt nah an den Filmen selbst, stellt Verbindungen zu verschiedenen Genres her, verliert nicht den teils offenen, teils latenten Anspruch der „queer Authorship“ aus den Augen und wird so dem inzwischen 30 Schaffensjahre umfassenden Werk Gus Van Sants gerecht. Auch die Rezeptionsgeschichte ist klug eingearbeitet. Ein weiterer Glücksfall für diese Publikation ist die sorgfältige Bebilderung mit Screenshots, filmhistorischen Verweisfotos und einem 32-seitigen Farbteil. Mit 450 Seiten Umfang hat man ein gewichtiges Buch in der Hand, das auch für ein Wiedersehen mit den Filmen von hohem Nutzen ist. Cover: Fotos aus MY OWN PRIVATE IDAHO (oben) und GERRY (unten). Mehr zum Buch: 36&products_id=435