08. Dezember 2014
Die Coen-Brüder
In den vergangenen 30 Jahren haben sie 16 Filme realisiert. Die Brüder Joel (*1954) und Ethan (*1957) Coen gelten als eigen-willige und sehr erfolgreiche Geschichtenerzähler. Im März war ihnen das 12. Mannheimer Filmseminar gewidmet, bei dem sich in jedem Jahr Psycho-analytiker und Filmwissen-schaftler mit einem Regisseurs-Werk auseinandersetzen. Jetzt ist bereits die dokumentierende Publikation erschienen. Sie enthält zwölf Texte, die sich den Coen-Filmen aus unterschiedlicher Perspektive nähern. Der Filmpublizist Manfred Riepe setzt sich in seinem klugen Essay sehr grundlegend mit dem Kernmotiv der Filme auseinander, dem hartnäckigen Scheitern, konkret: mit den „haarsträubenden Geschichten männlicher Verlierertypen“. Die anderen Texte sind vorwiegend einzelnen Filmen gewidmet. Katharina Leube-Sonnleitner und Marcus Stiglegger analysieren BARTON FINK, sie aus psychoanalytischer, er aus filmtheoretischer Perspektive. Mechthild Zeul schreibt sehr konkret über die Mischung von Gewalt und Komik in FARGO (das ist noch immer mein persönlicher Lieblingsfilm der Coen-Brüder). Peter Bär verweist auf das Spiel mit Homers ‚Odyssee’ in O BROTHER, WHERE ART THOU? und auf den zeitgeschichtlichen Hintergrund der späten 1930er Jahre. Die Filmwissenschaftlerin Christina Mathes interpretiert unter der schönen Überschrift „Mann ohne Eigenschaften“ THE MAN WHO WASN’T THERE mit dem Anti-Helden Ed Crane. Der Psychoanalytiker Andreas Homburger beschäftigt sich mit dem wohl erfolgreichsten Film der Brüder, NO COUNTRY FOR OLD MEN (dafür bekamen sie 2008 drei Oscars). Dirk Blothner macht psychoanalytische Anmerkungen zu BURN AFTER READING. Isolde Böhme untersucht den spezifisch jüdischen Kontext in A SERIOUS MAN, einem Film mit autobiografischem Background. Ralf Zwiebel entdeckt die Struktur der rückblickenden Erzählung im Remake von TRUE GRIT, nach dem Roman von Charles Portis. Der letzte Beitrag stammt von Dieter Stern und setzt sich mit der Musik in den Coen-Filmen auseinander. Die Lektüre des Buches ist spannend, die Abbildungen sind drucktechnisch grenzwertig. Coverfoto: die Coen-Brüder bei der Berlinale 2011. Mehr zum Buch: 9jkrl4te0kffgg2aci1a8t3e7