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24. Oktober 2014

Wolfgang Kohlhaase: Texte

2014.KohlhaaseWir haben uns 1988 auf einer Konferenz zum deutschen Film in Chicago kennengelernt und sind uns Mitte der 90er Jahre als Mitglieder der Akademie der Künste näher gekommen. Seine lakonische, nachdenkliche und immer wieder spontane Art des Redens gefällt mir. Natürlich wusste ich, welche Bedeutung Wolfgang Kohlhaase (*1931) für den DDR-Film und speziell für Konrad Wolf hatte, denn die Filme ICH WAR NEUNZEHN, DER NACKTE MANN AUF DEM SPORTPLATZ, MAMA, ICH LEBE und SOLO SUNNY waren mir vertraut. In unserem Film AUGE IN AUGE hat er über Robert Siodmaks und Edgar Ulmers späten Stummfilm MENSCHEN AM SONNTAG gesprochen. Im Verlag „Neues Leben“ ist jetzt ein Band mit Texten von Wolfgang Kohlhaase erschienen: „Um die Ecke in die Welt. Über Filme und Freunde“, herausgegeben von Günter Agde. 36 Texte handeln „von eigenen und anderen Filmen“, von „Film und Leben, Kunst und Geschichte“, 33 Texte sind Hommagen und Erinnerungen an Kollegen und Freunde. Ganz egal, ob es sich um Interviews, Werkstattgespräche, Diskussionsbeiträge auf Kongressen, um Dankesreden, Briefe oder heutige Erinnerungen an frühere Ereignisse handelt: immer ist eine Haltung spürbar, ein Verantwortungsbewusstsein, eine Subjektivität, die glaubwürdig ist und nie im Formelhaften verharrt. Seine Drehbücher sind ja an relevanten Inhalten wie an neuen Formen orientiert, die jetzt publizierten Texte, wenn man sie hintereinander liest, machen noch einmal deutlich, wie konkret und weltoffen, wie komplex und pointiert Wolfgang denkt und schreibt. Ich hoffe sehr, dass dieses Buch viele Leserinnen und Leser findet, die mit den Texten auch neugierig auf die Filme werden, zu denen er die Drehbücher verfasst hat. Es sind mehr als dreißig, beginnend mit DIE STÖRENFRIEDE (1953) von Wolfgang Schleif und hoffentlich nicht endend mit ALS WIR TRÄUMTEN (2015) von Andreas Dresen, auf den ich sehr gespannt bin. Mehr zum Buch: 1771-um-die-ecke-in-die-welt.html