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10. Oktober 2014

Twist Endings

2014.Twist EndingsEine Dissertation aus Kiel. Willem Strank hat sich in die Geschichte jener Film-Enden vertieft, die den gesamten Film zum Schluss durch eine oder mehrere Informationen umdeuten und die Zuschauer damit überraschen. Ein Musterbeispiel ist der Film THE SIXTH SENSE (1999). In der Kommentierten Filmografie am Ende des Buches gibt es 448 Titel, die der Autor unter den Kategorien „Twist Endings“ oder „Surprise Endings“, als Sonderfälle oder Grenzfälle einstuft, 146 davon definitiv als Twist Endings. In den letzten Jahren ist ihre Zahl steigend. In der Dissertation von Thomas Christen („Das Ende im Spielfilm, Schüren 2001) kommt das Twist Ending noch gar nicht vor. Willem Strank schafft zunächst die theoretischen Grundlagen des Begriffs und schildert die historische Entwicklung an acht Beispielen, darunter DAS CABINET DES DR. CALIGARI, DEAD OF THE NIGHT, LES DIABOLIQUES, THE SIXTH SENSE und SHUTTER ISLAND. Sein umfangreichstes Kapitel ist den Typen des Twist Endings gewidmet. Er unterscheidet zwischen „Wake-up Twist“ (zum Beispiel in JACOB’S LADDER von Adrian Lyne), „Set-up Twist“ (THE GAME von David Fincher), „Perziptivem Twist“ (THE OTHERS von Alejandro Amenábar) und „Narrativem Twist“ (THE VILLAGE von M. Night Shyamalan). Natürlich gibt es auch Mischformen und Sonderformen, Grenzgänge und erzählerische Varianten. Bei seinen Recherchen hat der Autor über 3.000 Titel geprüft und über 400 Filme gesichtet. Man spürt beim Lesen seine Fähigkeit, konkret zu erzählen, Bilder zu beschreiben, Handlungen zu komprimieren und an Protagonisten fest zu machen. Das gelingt ihm sogar am theoretisierenden Schluss, als es um „Twist Ending als intertextuelles Phänomen“ geht – und er die drei filmischen Adaptionen von Ambros Bierce’ „An Occurence at Owl Creek Bridge“ (Regie: Charles Vidor, Robert Stevenson, Robert Enrico) beispielhaft analysiert. Und niemand wird nach Lektüre des Buches annehmen, dass der Autor generell nur an den Enden der Filme interessiert ist. Coverfoto: SHUTTER ISLAND. Mehr zum Buch: twist-endings.html